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Walt Disney Family Museum – Die Pilgerstätte für Disney-Jünger

verfasst von Flexrider

Wer hätte das gedacht. Auf dem Gelände eines ehemaligen Militärstützpunktes in San Francisco, keine zwei Kilometer von der weltbekannten Golden Gate Bridge entfernt, befindet sich seit nun schon über einem Jahr die grösste Sammlung um das Leben und die Arbeit von Walt Disney. Nach 827 Tagen Umbauzeit, wurde im Oktober 2009 das Walt Disney Family Museum in einem alten Militärgebäude eröffnet. Auf über 5000 Quadratmeter, verteilt auf drei Etagen, kann man in elf Themenräumen eine multimediale und teils interaktive Reise durch Walts Leben antreten.

Das Walt Disney Family Museum liegt fast im Schatten der Golden Gate Bridge

Schon in der Lobby des Museums kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Über 200 Trophäen und Diplome, darunter auch ein Emmy Award und der einzigartige Sonder-Oscar für Disneys ersten grossen abendfüllenden Film Schneewittchen und die sieben Zwerge, können dort bestaunt werden. Zudem erwartet einen ein Nachbau eines Teils seines Apartments in Disneyland. Die ersten Räume sind selbst für Disneyfans etwas, sagen wir unspektakulär, es geht um die Geburt und die ersten Jahre von Walter Elias Disney. Gezeigt werden neben vielen Familienfotos auch seine ersten Filmversuche in Kansas City. Mit einem als Zugabteil gestalteten Aufzug fährt man von Kansas nach Hollywood, wo Walt sein Glück versuchen wollte.

Der besondere Academy Award für Schneewittchen und die sieben Zwerge

Im Raum mit den grossen Hollywood-Lettern angekommen macht der Besucher Bekanntschaft mit der ersten gezeichneten Disneyfigur, Oswald der glückliche Hase. Wenige Schritte weiter setzt das Fan-Herz erstmal einen Schlag aus, denn es wird die erste Zeichnung von Mickey Mouse präsentiert, welche auf einer Zugfahrt zwischen New York und Hollywood entstand. An einer Wand hängen 346 Einzelne, von Hand gezeichnete Bilder aus dem Film Steamboat Willie, welche zusammen gerade mal 15 Sekunden Film ergaben. Man ist bei den Ursprüngen der Trickfilmtechnik angekommen. Hier zeigt sich wer Rhythmusgefühl hat, wenn es darum geht, eine Musikeinlage von Mickey zu vertonen. In einer Vitrine hängen und liegen die ersten Souvenirartikel von Mickey, man glaubt nicht, wie hässlich diese Maus früher war.

Steamboat Willie in einzelnen Bildern

Nach einem Weiteren Raum, der sich Mickeys Freunden und der Musikuntermalung der Filme widmet, betritt man einen der wichtigsten Räume des Museums, welcher ganz im Zeichen von Disneys erstem Meisterwerk Schneewittchen und die Sieben Zwerge steht. In alten Zeitungen und Videos überschlägt sich die Presse vor Begeisterung. Nüchtern betrachtet erkennt man einen „winzigen Hauch“ von Selbstbeweihräucherung, doch man ist es von Disney ja nicht anders gewöhnt. Nachdem die Herstellungsprinzipien der Filme an mehreren Beispielen erklärt werden, kann man auch einen Blick auf eine der letzten drei verbliebenen Multiplane Kameras werfen. Die anderen Beiden stehen übrigens in den Disney-Studios in Burbanks und im Walt Disney Studios Park in Paris.

Einer der ersten grossen Disneyfilme war Dumbo, der fliegende Elefant

Sehr erstaunlich ist der sechste Raum, in dem der grosse Streik der Disney-Mitarbeiter, sowie die von Walt gedrehten Propagandafilme für den zweiten Weltkrieg thematisiert werden. So werden unter anderem auch Ausschnitte aus dem Film „der Fuehrer’s Face“ mit Donald Duck oder barbusige Trickfilmfiguren als Ansporn für Soldaten gezeigt. Es ist schon ein wenig überraschend, das Disney diese dunklen Kapitel der Firmengeschichte nicht unter den Teppich gekehrt hat. Die gedrückte Stimmung wird im nächsten Raum sofort wieder aufgehoben. Auf einem langen Band werden unzählige Ausschnitte der berühmtesten Disneyfilme in bester „Disney-Magic“ Manier gezeigt. Alleine dafür kann man schon locker eine Viertelstunde auf dem gemütlichen Sofa in der Mitte des Raumes verweilen. An den bereitstehenden interaktiven Bildschirmen entdeckt man noch tausende Schätze aus den Tiefen des Archivs, man bräuchte Tage um alles zu sehen.

Das Videoband zeigt Ausschnitte aus dutzenden Filmen

Wir sind nun im Jahr 1955 und im grössten Raum der Ausstellung angekommen, dem Disneyland-Raum. Schon beim Betreten sticht einem das wohl interessanteste Objekt der ganzen Ausstellung ins Auge, das riesige, unglaublich detaillierte Modell des Disneylandes, wie Walt es sich vorgestellt hat. Viel Spass beim suchen der Unterschiede zum heutigen Disneyland, hier kann man gut und gerne eine halbe Stunde verbringen. Doch der Raum bietet noch viel mehr, wie die von Walt gebaute Parkeisenbahn der Disney Studios und viele bekannte und unbekannte Film und Fotoaufnahmen zum Bau des ersten Themenparks der Welt. Auf einer Zeitleiste die sich durch den ganzen Raum zieht kann man die Entwicklung der Freizeitparksparte des Konzerns bis zu Walt Disney World weiterverfolgen, nicht ohne einen ausführlichen Abstecher zur New York World Fair 1964 zu machen, welcher wir die Erfindung des Animatronic und Attraktionen wie It’s a Small World verdanken.

Das Highlight der Ausstellung, ein Modell des Disneylandes

In den vorherigen Räumen wurden viele Jahre relativ kompakt präsentiert, nicht so im letzten Raum der Ausstellung. Dieser widmet sich einem einzigen Moment, dem 15. Dezember 1966, 9:35 Uhr, dem Tod von Walter Elias Disney. Ganz in weiss gehalten, werden dutzende trauernde Mickey-Zeichnung und Telegramme aus der ganzen Welt gezeigt. Einige ihm nahestehende Personen erzählen sogar, wie sie vom seinem Tod erfahren haben. Das einzige was fehlt ist ein Taschentuchspender, den man hier mit Sicherheit gut gebrauchen könnte. Mit einem bildgewaltigen Rückblick auf sein Leben, untermalt mit Beethovens Pianoklängen, endet die faszinierende Ausstellung.

Zwei der vielen Zeichnungen zum Tod Walt Disneys

Im Souvenirshop angekommen, spätestens hier wird es zur vollwertigen Disneyattraktion, schaue ich das erste mal wieder auf die Uhr. Ganze drei Stunden habe ich in dem flächenmässig sehr kleinen Museum verbracht, in Ordnung für den Eintrittspreis von 20 Dollar. Aber mal ehrlich, die hätte ich auch nur für das Modell bezahlt. Wer nun immer noch nicht genug von der Disneymanie hat, kann sich im Theater im Untergeschoss noch einen der legendären, alten Filme anschauen, gegen Aufpreis, versteht sich. Aber auch ohne Ticket fürs Kino lohnt sich ein Besuch des Kellers. Wieso? Findet es selbst heraus!

Pictures: Copyright Walt Disney Family Museum

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Flexrider

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