2014 eröffnete im französischen Nigloland eine alte und neue Mack Rides-Achterbahn: Alpina Blitz. Alt und bekannt ist inzwischen das Format des Typs und neu war doch das Design und die Auslegung – die wiederum doch bekannt war, und zwar von Intamin. Letztes Jahr schafften wir es nicht für einen Neuheiten-Check nach Dolancourt, doch jetzt im Rahmen unseres Themenmonats Alpen haben wir dem sympathischen Park einen Besuch abgestattet und präsentieren euch nun ein kleines Porträt der Achterbahn Alpina Blitz.
Mitte 2012 brodelte mächtig die Gerüchteküche. Die Mack Mega Coaster für das Etnaland mit Lift und Launch im Sea World San Diego waren bereits im Bau und aus Frankreich kamen Andeutungen für eine weitere Anlage des Typs. Im Oktober 2012 wurde das Projekt dann mit dem Namen Alpenblitz vorgestellt. Im März 2013 konkretisierte man die Daten und veröffentlichte den endgültigen Namen: Alpina Blitz Mega Coaster. Baustart war Anfang Juni des gleichen Jahres. Erste Stützen und Schienen zogen im Dezember in das Tal und bereits Mitte Januar 2014 erhielt der Park eine neue Skyline, während schon gut ein Drittel der Bahn aufgebaut war. Bereits im Februar konnte Dank eines mildern Winters Schienenschluss gefeiert werden. Im März erreichten dann die von Blue Fire Megacoaster powered by Gazprom bekannten Wagen das französische Dolancourt. Der jeweils rote und blaue Zug wurde anschließend Mitte März für Testfahrten auf die Strecke geschickt, bevor es Anfang April eine feierliche Eröffnung der neuen Hauptattraktion des Nigloland gab.
Die Achterbahn befindet sich im hinteren Parkteil zwischen dem Themenbereich Rock’n’Roll und Schweiz und gehört zu letzterem. Neben der eigentlichen Stahlkonstruktion besticht die Anlage durch die Station in Form einer Almhütte. Die im Jahr 2012 versprochene Thematisierung durch Berge und Felsen, wurde leider bis heute nicht umgesetzt realisiert. Die Station samt Wartungsbereich der Achterbahn nimmt 340 Quadratmeter der knapp zwei Hektar großen Erweiterung ein. Für den Bau wurden 530 Kubikmeter Beton und neun Tonnen Stahl verbaut. Die zwölf Meter hohe Station hat nur für den Rohbau rund 1.600 Arbeitsstunden verschlungen. Dekoraktionshighlight der fertigen Station sind die Lampen aus Hirschgeweihen mit rot-weißen Lampenschirmen. Dazu gibt es passend Trachten für die Mitarbeiter und alpine Volksmusik aus den Lautsprechern. Technikhighlight – abgesehen vom Offensichtlichen – ist eine Rollstuhlfahrerrampe die dem Personal auch einen Betrieb mit nur einer Person ermöglicht. Aber natürlich wird so die Achterbahnfahrt auch Rollstuhlfahrern ermöglicht und spricht für ein großartiges Inklusionsverhalten des Parks.
Aber nun hinaus aus der Stadion. Dafür erklimmt man den 33 Meter hohen Lift mit einem klassischen Kabellift, welcher aber nach erreichen der 45° Steigung noch einmal kräftig Fahrt aufnimmt. Somit erreicht der Zug zwar nicht die werbewirksamen 100 Stundenkilometer, doch reichen 83 Kilometer pro Stunde auch für einen kräftigen, aber angenehmen Druck in der ersten bodennahen Kurve. In den hinteren Reihen gibt es dazu ordentliche Airtime beim Verlassen des Liftes. Das Layout was dann folgt, ist sehr ähnlich zu den bekannten Intamin Mega Lites. Die für den deutschen Achterbahnfreund näheste Auslieferung ist Piraten im Djurs Sommerland, welche auch Vorbild für Alpina Blitz war, wie man in dem Screenshot aus einer Baudokumentation sehen kann. Hier wird vor allem der Wechsel der Fahrelemente im mittleren Bahnteil deutlich, die sich dennoch sehr ähneln. Ein Point-Of-View-Video findet ihr am Ende des Artikels.
Was beim Bahnlayout für den einen wie eine Kritik klingen mag, soll keine sein. Der französische Park wollte eine Achterahn wie Piraten, allerdings von seinem Hauslieferanten. Mit dem Mega-Coaster-System bot sich dafür bei Planungsbeginn der Achterbahn die perfekte Alternative zu Intamin. Denn aktuell stehen im Park über 20 Mack Rides-Anlagen, unter anderem vier von sechs Achterbahnen. Das Layout geht also auf einen Kundenwunsch zurück und wurde von Mack nur überarbeitet. Welche der Anlagen nun besser fährt oder mehr Spaß macht, muss jeder Gast für sich entscheiden. Das Nigloland hat mit Alpina Blitz einen weiteren wichtigen Schritt in die richtige Richtung der Parkentwicklung gemacht, denn allein in der Eröffnungssaison stiegen die Besucherzahlen um knapp zehn Prozent. Nächste Saison erweitert der Park mit zwei Freefalltowern, doch das ist schon wieder die nächste Geschichte.
Letztendlich ist Alpina Blitz eine Achterbahn für die ganze Familie. Die sanfte Fahrweise in den großzügig geschnitten Schalensitzen mit Armfreiheit lässt einen förmlich über die Anlage fliegen. So knackig wie die Bahn die meisten Hügel überfährt und sich in die Kurven legt, so abwechslungsreich ist doch die Dynamik der Anlage und deren Dramaturgie. Man kann atmen und schreien — und direkt noch einmal einsteigen. Außen fehlt der Achterbahn noch etwas Flair und Liebe, so fühlt man sich beim Aufstieg in die Station nicht unbedingt wie in den Alpen, doch erlebt man zum Ende der Fahrt das Glücksgefühl wie beim Bezwingen eines Viertausenders. Wäre dies ein Neuheiten-Check, würde das Nigloland für das Gesamtpaket Alpina Blitz vier von fünf Sterne erhalten. Doch hier im Porträt heißt es einfach: Hinfahren, hochfahren, runterfahren — und eine tolle, kompakte Achterbahn genießen.
Bilder © Nigloland, Airtimers.com (Eric Christopher Straube) und Androland via d8.tv