Urlaub im eigenen Land liegt in diesem Jahr natürlich hoch im Trend. Gott sei es gedankt, dass wir in facettenreichen Ländern leben und selbst noch vieles erkunden können, was wir so noch nicht kannten. Wenn der Urlaub in 2020 also schon flachfällt, ist das kein Grund, um traurig zu sein, sondern eher eine Chance, die es zu nutzen gilt. Als in Österreich lebender Hesse ist eine Reise nach Hamburg sowieso noch einmal etwas Besonderes, da die Hansestadt für mich ja mittlerweile wirklich weit entfernt liegt und fast schon einer Reise an den Polarkreis gleicht. Wenn man mich also nach Hamburg fragt, fallen mir auf die Schnelle ein paar Dinge ein: Elbphilharmonie, Reeperbahn, Miniatur Wunderland. Fesches Steuergrab, geile Meile und die größte Modelleisenbahn-Anlage der Welt – klingt doch herrlich verlockend.
Auch wenn der Besuch der beiden erstgenannten Sehenswürdigkeiten obligatorisch war, habe ich mich tatsächlich am meisten auf den Besuch im Miniatur Wunderland gefreut. Immerhin habe ich schon oft davon im Fernsehen gesehen und ausschließlich Positives von meinen Freunden und meinem Airtimers-Team gehört. Nach der zweimonatigen, Corona-bedingten Schließung ist das Miniatur Wunderland auch seit 20. Mai wieder für seine großen und kleinen Besucherinnen und Besucher geöffnet, und ist mit eingeschränkter Kapazität auch wieder täglich besuchbar. Zudem wurde am 30. Juni der neue, größere Kirmes-Bereich quasi vollendet und eröffnet. Aus diesem Grunde konnte ich natürlich nicht anders und musste mir den kleinen Traum erfüllen, endlich einmal das Miniatur Wunderland während dieser besonderen Umstände zu besuchen. So leer wie aktuell wird man es wohl auch nicht oft erleben, wurde mir gesagt.
Zuerst etwas Grundlegendes: das Miniatur Wunderland läuft aktuell mit lediglich 20% der zugelassenen Kapazität. Daher wird empfohlen, seine Timeslots zeitig vorab zu reservieren, da man bei einem spontanen Besuch womöglich sehr, sehr lange auf den Einlass warten müsste. Angekommen in der Speicherstadt, wird man schnell einmal mit der Wunderländer Straßenverkehrsordnung (WuStVO) vertraut gemacht. Alle Wege sind quasi mit Farben, Straßen und Straßenschildern abgeklebt, was den Rundgang sowie die Regeln auch für die Jüngsten einleuchtend macht. In den gelben Bereichen darf man mit Abstand überholen, in den roten hingegen darf man nur innerhalb seiner Gruppe stehen bleiben. Was nun gegebenenfalls Fragezeichen aufwirft, ist aber eigentlich total simpel, da sich jede Besucherin und jeder Besucher ein Erklärungsvideo vor dem Einlass dazu anschauen muss.
Das Ganze hat auch hervorragend funktioniert, wie ich bei dem Besuch feststellen durfte. Natürlich muss auch, da das gesamte Miwula indoor ist, während des gesamten Besuchs der Mund-Nasen-Schutz getragen werden, was im Großen und Ganzen auch eingehalten wurde. Falls doch mal ein Gast etwas nachlässig bezüglich der momentanen Regeln war, wurde dieser aber freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen. An etwas engeren Stellen in Sackgassen wurden zusätzliche Glastrennwände installiert, Desinfektionsspender gibt es zuhauf und es werden in aller Regelmäßigkeit die Handläufe und Interaktionsknöpfchen gereinigt. Großes Lob an das Team des Miniatur Wunderlands für das stringente, funktionierende, aber auch kreative Konzept!
Bereits angesprochen habe ich ja den neuen Kirmes-Bereich, der im bestehenden Mitteldeutschland-Teil seit gut einem Monat das Portfolio des Wunderlands ergänzt. In einer kleinen Führung mit der lieben Conny vom Miwula-Team gab es zahlreiche spannende Fakten zur neuen Kirmes. Die Motivation zum neuen Bereich entstand an und für sich erstmal durch den Fortschritt der Technik und dem Willen, die bestehende kleine Kirmes gewaltig aufzupimpen. Mit Besuchen im Europa-Park, bei Mack Rides und natürlich dem Hamburger Dom in St. Pauli wurden ausreichend Informationen, Details und Technik-Knowhow gesammelt, um die Kirmes so realistisch wie möglich zu gestalten. Natürlich wurde das allermeiste in der eigenen Werkstatt gebaut, da die normalen Modelle gar nicht für den Dauerbetrieb gemacht sind und die Technik dafür natürlich ausgelegt sein muss, über mehrere Stunden an 365 Tagen im Jahr tadellos zu funktionieren. Circa 9.000 Figuren befinden sich in dem 8 m² großen Bereich und lassen von unbeschwerten Zeiten ohne Abstandsregelungen träumen.
Eine weitere, wenn auch noch nicht hundertprozentig wahrnehmbare Änderung befindet sich auf der Rückseite des Miniatur Wunderlands über dem Kehrwiederfleet. Hier wurde eine Brücke zum Speicher vis-à-vis des Wunderlands installiert, welche künftig den bestehenden Teil mit dem neuen Teil verbinden soll. Somit gibt es nun wieder viel Platz für Erweiterungen und die Modellbauer können sich mit den zukünftigen Projekten, unter anderem einem Südamerika-Bereich, herrlich austoben.
Insgesamt hat uns der Besuch im Miniatur Wunderland trotz der Corona-Maßnahmen sehr viel Freude bereitet. Ja, man muss die ganze Zeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen, aber nein, das ist nicht so tragisch, da man durch die ganzen Eindrücke und Details sowieso stets abgelenkt ist. Das Konzept mit der WuStVO ist sehr einleuchtend und leicht zu befolgen, und tut dem Spaße ebenso keinen Abbruch. Der Kirmes-Bereich wirkt als sei er schon immer dort gestanden und ist ein toller Eyecatcher geworden. Hier sind die Besucherinnen und Besucher, wohl nicht nur dem Neuheiten-Effekt geschuldet, am längsten stehen geblieben, da es einfach unfassbar viel auf eher kleinem Raum zu sehen gibt. Der Luftballonverkäufer hier, das Hau-den-Lukas-Spiel dort, und nebenbei rauscht quasi die Achterbahn vorbei – und das alles in gewohntem 1:87-Maßstab.
Wir möchten uns herzlich beim Miniatur Wunderland für die Einladung und bei der lieben Conny für die hervorragende Führung bedanken, und gratulieren noch einmal herzlich zur langersehnten Verbindungsbrücke und der einhergehenden Erweiterung.
Bilder: Copyright Airtimers.com / David Riedel