Es war eines DER Achterbahnprojekte der letzten Jahre in Europa, die Rede ist von Helix im schwedischen Freizeitpark Liseberg. Wir schreiben das Jahr 2010, in dem die Planungen für eine neue Großachterbahn starteten. Anfangs gab es die Idee für einen neuen Mega-Coaster, welcher die Skyline Göteborgs völlig neu definiert hätte. Nach mehreren Umplanungen war mehrere Monate später das finale Layout des neuen Mega-Coasters fertig. Doch diese Entwürfe hatten noch wenig mit der heutigen Achterbahn zu tun. Zum selben Zeitpunkt mit dem Abschluss der Planungen für die Mega-Bahn gab es mit Andreas Andersen (selbst bekennender Freizeitparkfan) einen neuen CEO in Liseberg, welchem die Pläne absolut nicht zusagten und er ein völlig neues Konzept ins Leben rief – die Geburt von Helix. Doch auch nun war es kein Kinderspiel ein passendes Layout für die am Hang befindliche Fläche zu konzipieren.
Nach mehreren Anläufen war es dann endlich geschafft: Das heute in Liseberg befindliche Layout war erschaffen. Die Inversion nach dem Drop aus der Station wurde im Übrigen erst dazu gebaut, nachdem man Andreas Andersen darauf hinwies, dass Leute im oben befindlichen Restaurant und Aussichtspunkt kaum etwas von der Startstrecke sehen können. Zum Schutz der Bäume entschied man sich außerdem dazu, die Strecke vor dem ersten Abschuss nochmal ein wenig enger zu bauen. Und nach etlichen verworfenen und bleibenden Ideen war es fertig. Das 1381 Meter lange, 100km/h schnelle und 130 Sekunden lange Abenteuer Helix. Insgesamt sieben Inversionen und ein Höhenunterschied von 41 Metern sorgen für G-Kräfte bis 4,3G. Wir haben für euch einmal die acht Schritte bis zum letztendlichen Layout in der nachfolgenden Galerie zusammengefasst:
Auf die Frage, wieso man sich dazu entschied, eine Achterbahn wie Helix zu bauen, kam von Lisa Siljeblad (Pressesprecherin des Parks im Airtimers-Exklusiv-Interview) die einfachste zu gebende Antwort: Weil sie eine brauchten. Die letzte größere Achterbahn, der Intamin Launch-Coaster Kanonen, wurde im Jahr 2005 eröffnet. Zwei Abschuss-Coaster in einem Park mögen vielleicht etwas ungewöhnlich klingen, doch die beiden Achterbahnen bieten ein völlig anderes Fahrerlebnis. Mit Kanonen, halb über dem Bach, welcher durch den Park fließt, halb auf einer Betonplatte über den Werkstätten des Parks hat man zusammen mit Intamin zwar ein Platzwunder geschaffen, doch selbst die Representanten des Parks geben ehrlicherweise zu, dass das Erlebnis zu wünschen übrig lässt. Mit der weitläufigen, schnellen und abwechslungsreichen Fahrt von Helix hat Kanonen wenig gemeinsam.
Helix verwendet dieselbe Technik wie bereits die Neuheit 2009 im Europa-Park, der blue fire Megacoaster. Die Begeisterung der Fans hinsichtlich der Laufruhe und des innovativen Zugsystems konnten die Verantwortlichen von Liseberg, vorrangig Andersen, teilen, sodass man sich ziemlich schnell für diesen Achterbahntyp aus dem Hause Mack-Rides entschied.
Wer den Freizeitpark Liseberg kennt, weiß das man hier platzmäßig nicht die größten Möglichkeiten hat, so wurde die Strecke von Helix auf dem Hang in Nähe des Haupteingangs gebaut. Anders als beim ersten Entwurf des Mega-Coasters befindet sich die Station und Warteschlange, in direkter Nähe zum Intamin Gyro Drop Tower Atmos Fear, weswegen der schnellste Weg Richtung Einstieg über die Rolltreppen verläuft, welche die Besucher an den höchsten Punkt des Parks bringt. Ganz oben angekommen warten jetzt zwei Attraktionen auf einen, entweder man geht zum Gyro Drop Tower Atmos Fear oder man begibt sich zu Helix. In unserem virtuellen Rundgang nehmen wir die zweite Variante und begeben uns in die Warteschlange von Helix. Hier kommt einem direkt der bassstarke Soundtrack der Achterbahn zu Ohren. Dieser zählt für uns bis heute zu einem der gelungensten, stimmungsvollsten und vorallem ausgefallensten Tracks, den IMAscore bislang produziert hat. Vorläufige Pläne für die Warteschlange sahen vor, die Vegetation des Außengeländes im Gebäude künstlich fortzusetzen. Da dies allerdings das Budget gesprengt hätte, entschied man sich für die aktuelle Variante. Für die wartenden Gäste der Generation Smartphone hat man sich allerdings etwas anderes einfallen lassen. Und zwar kann jeder, nach dem scannen eines QR-Codes, an einem Spiel teilnehmen und statt irgendeinem Ramsch, gibt es einen Express Pass für die Fahrt zu gewinnen. Von diesem genialen System könnten sich andere Parks sicherlich ein Vorbild nehmen.
Insgesamt drei, eigens designte Züge warten auf die Fahrgäste und bieten wie auch bei Blue Fire für jeweils 20 Personen Platz. Im Übrigen gibt es noch eine durchaus bemerkenswerte Geschichte hinter den Lichtern der Züge. So fragte der Freizeitpark IMG Worlds of Adventure in Abu Dhabi für das Zug-Design von Helix beim Hersteller an. Mack-Rides verwies allerdings darauf, dass die Rechte von diesem Design bei Liseberg liegen, da es von den Verantwortlichen selber entworfen wurde. Man einigte sich auf einen Deal, dass Mack-Rides das Design weiter verwenden darf und Helix dafür die charakteristischen LED Lichter an der Zugfront und unter den Sitzen als Bonus dazubekommt. Mittlerweile wurden auch die Züge von Blue Fire mit den effektvollen LEDs ausgestattet.
Doch nun zur Fahrt: Nach dem Pre-Drop – im besten Fall in der letzten Reihe zu genießen – geht es direkt in die erste Inversion, an mehreren Bäumen vorbei (denen man übrigens verdammt Nahe kommt) und in den ersten Abschuss.
Wie zu erwarten packt dieser eher weniger, dank dem intensiven Layout ist dies allerdings auch nicht zwingend nötig. Nach einem weiteren Corkscrew folgt ein airtime-geladener Umschwung, woraufhin die intensivste Inversion des Layouts folgt, der Pretzel-Loop. Dank den starken positiven G-Kräften, folgen starke negative G-Kräfte mit wunderbarem Blick auf den restlichen Park. Ein airtime-reicher Camelback, den man nach Blue Fire so nie erwartet hätte, eine Zero-G-Roll mit anschließendem kraftvollen Dive in eine Helix am tiefsten Punkt der Bahn runden den ersten Part ab. Doch ausruhen ist hier nicht, der Zug wird aus der Kurve kommend direkt ein weiteres Mal beschleunigt. Dieses Mal führt der Weg direkt in einen Inside-Top Hat. Nach diesem zugegebener Maßen etwas unspektakulärem Element folgt der kräftigste aller Camelbacks mit Blick in Richtung Stadt. Eine paar lockere Richtungswechsel bringen einen kurzen Moment zum Verschnaufen, ehe die von Blue Fire bekannte Heart-Line-Roll den krönenden Abschluss bildet.
Helix vereint alles, intensive G-Kräfte, airtime-reiche Momente, ein ruhiges Fahrvergnügen sowie flotte und abwechslungsreiche Elemente. Doch Andreas Andersen reicht das bereits sehr ruhige Fahrvergnügen nicht. Er erzählte uns, dass sie weiterhin daran arbeiten jegliche Vibrationen in den Griff zu bekommen und konnten auch bereits mit ersten Erfolgen in dieser Saison im Vergleich zur Letzten glänzen. Ein Onboard-Sound-System wird allerdings in nächster Zeit, trotz des beeindruckenden Soundtracks nicht installiert. Als Grund erzählte man uns, dass die Akkus der Züge zum Zeitpunkt der Auslieferung nicht beides, also LEDs und On-Board-Sound leisten konnten. Da der Europa-Park gerade die Lichter nachrüstet kann man allerdings weiterhin gespannt sein, ob doch nicht die ein oder andere Überraschung folgt. Doch selbst wenn, dies braucht Helix auch nicht, denn die Achterbahn überzeugt auf ganzer Linie und lädt zu Dauerfahrten ein. Besonderes Highlight sind hier die Fahrten im Dunkeln, die dank der am Zug installierten Lichter ein völlig neues Fahrerlebnis bieten. Die oft in die Nacht ausschweifenden Öffnungszeiten von Liseberg sind für solche Fahrten natürlich ideal. Wir sind gespannt, womit uns der Park in Zukunft überrascht!
Pictures: Copyright Liseberg (Konzept-Zeichnungen) & Airtimers.com (Andreas Weber)
Ich finde die bahn wirklich gut, das einzige was ich schade finde ist, dass es kein onboard-soundsystem gibt, denn der soundtrack passt perfekt auf die strecke, wie man super bei so manchen onrides sehen kann.