Durch die aktuelle Corona-Zeit sind wir alle durch das eine oder andere Verbot eingeschränkt. Besonders bitter stößt das gerade jetzt auf, wo die ersten Sommerurlaube anstehen und man aufgrund von Reisewarnungen, geschlossenen Grenzen und Einreisebeschränkungen geplante Reisen oder liebgewonnene Destinationen nicht ansteuern kann. Schwierig ist das somit auch für diverse Reise-Influencer, denn Fernreisen und außergewöhnliche Ziele sind derzeit nicht möglich. Positiv sollte sich das ja eigentlich für die heimischen Tourismusbetriebe auswirken, denn in unseren Heimatländern Deutschland oder, wie für mich, Österreich gibt es ja zum Glück viel zu entdecken und einige versteckte schöne Orte. Jede Münze hat aber immer zwei Seiten und gerade die südbayrische Grenzregion vor meiner Haustüre – das Berchtesgadener Land – muss sich derzeit über die Influencer und deren Besuche im Nationalpark Berchtesgaden sehr ärgern.
Wenn man an Berchtesgaden denkt, fällt einem sofort das Kehlsteinhaus, der Watzmann oder auch der wunderschöne Königssee ein. Letzterer liegt im Nationalpark Berchtesgaden und ist nicht der Grund, warum so viele Influencer derzeit die ruhige Region ansteuern. Dieser liegt etwas höher im alpinen Gebirge und ist der Königsbach Wasserfall. Dieser (zugegeben) wirklich wunderschöne Wasserfall hat in seinem Verlauf abwärts einige natürliche Pools, sogenannte Gumpen, die zum posieren und baden wie in einem Infinity Pool verführen. Und genau für so ein relaxt gechilltes Foto nehmen die Instagramer den weiten, harten, steinigen und wirklich gefährlichen Weg auf sich. So auch diese Woche die deutsche Reiseinfluencerin Yvonne Pferrer, die derzeit gemeinsam mit ihrem Freund Jeremy Grube eine Camping-Rundreise durch Deutschland macht und dabei ihre Follower mitnimmt.
Gestern hat der Instagram Star mit 1,2 Millionen Followern dann das Foto beim Berchtesgadener Wasserfall gepostet und dafür jede Menge Aufmerksamkeit bekommen. Das Foto ist wirklich atemberaubend und wir verstehen, dass gerade in ihrem „Job“ es perfekt ins Portfolio passt, aber die ganze Geschichte hat einen Haken. Unter den vielen Kommentaren befindet sich auch einer direkt vom Nationalpark Berchtesgaden.
Dieser bittet Yvonne das Foto zu löschen und auch bitte keine Informationen zum Aufstieg zu teilen. Der Nationalpark wird sehr deutlich und erklärt, dass mit ihrer Reichweite sie doch bitte dazu beitragen sollte, die Natur zu schützen und sie nicht weiter zu zerstören, und dass sie hier ihre Follower potentiell in Gefahr bringen könnte. Im Jahr 2019 sind leider zwei junge Männer beim Baden in einer der Gumpen tödlich verunglückt – die Warnungen sind also nicht überzogen, sondern dringend notwendig. Neben den Fotos wurden auch noch Aufnahmen von Drohnen geteilt, die Nutzung dieser ist im Nationalpark grundsätzlich komplett verboten.
Wenn ihr jetzt denkt, Yvonne Pferrer und ihr Partner haben die Bilder raus genommen und sich für das falsche Verhalten entschuldigt, dann liegt ihr falsch. Es wurde noch schlimmer, denn so wurde eine Story mit Wegbeschreibung vom Aufstieg veröffentlicht und man kann keinerlei Einsicht sehen. Es wird erklärt, dass man sich selbst der Gefahr bewusst sein soll, und man wissen sollte, was man sich zumuten kann. Anrechnen muss man den beiden, dass sie die Kommentarfunktion noch eingeschalten gelassen haben und man auch negative Kommentare und Kritik stehen lässt. Trotzdem ist der Beigeschmack, den die Postings der beiden hinterlassen, nicht gerade prickelnd, ganz nach dem Motto „do it for the gram“ wird sich hier absichtlich in Gefahr gebracht. Hauptsache der Instragram Traffic ist fresh, an die Folgen wird hier leider nicht gedacht.