Darmstadt kennen die meisten vermutlich nur aufgrund des originellen Namens und seines Ortsteiles Wixhausen. Doch die Großstadt in Südhessen hat selbstverständlich mehr zu bieten, als das Dasein als Opfer verruchter Witze. Die Stadt im Rhein-Main-Gebiet beheimatet nicht nur den Hauptsitz des Pharmakonzerns Merck, sondern auch die deutschen Sitze der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die ab Darmstadt sämtliche europäische Satelliten steuert und überwacht.
Doch selbst abgesehen der diversen Firmen ist Darmstadt allgemein als Zentrum des Jugendstils bekannt, welcher seinen Höhepunkt auf der Mathildenhöhe mit dem Hochzeitsturm, der allgemein als „Fünffingerturm“ als eines der Wahrzeichen der Stadt steht, und dem Jugendstilbad findet. Um letzt Genanntes soll dieser Artikel handeln, da es mit seiner einzigartigen Gestaltung und Geschichte eine Perle der europäischen Schwimmbad- und Wasserpark-Kultur darstellt.
Eröffnet wurde das Jugendstilbad im Jahre 1909, damals noch unter Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt als Volksbad. Seiner Zeit entsprechend war es noch in zwei Teile aufgeteilt: Im nördlichen Trakt befand sich das Herrenbad, im südlichen Trakt das Damenbad.
Während es sich schon zu dieser Zeit großer Beliebtheit erfreute, lag es schließlich sehr zentral und stellte eine modernere Alternative zum Seebad des Großen Woogs dar, folgte der größte Rückschlag wohl wie für so viele historische Gebäude in Deutschland im 2. Weltkrieg, in welchem der Südflügel des heutigen Jugendstilbads vollständig zerstört wurde.
Nach einigen eher zweckmäßigen Wiederherstellungsversuchen entschloss man sich im Jahre 2005 dem am Mercksplatz gelegenen Hallenbad eine Komplettsanierung zu bescheren, um das Bad sowohl zu altem Glanz als auch zu einer Modernisierung und Anpassung ans 21. Jahrhundert zu führen. Dazu gehört selbstverständlich die vollständige Wiederherstellung des Südflügels nach altem Vorbild sowie der Ausbau nach den modernsten Standards, welche ein Wellnessbad zu bieten hat. So ist das Jugendstilbad, welches heute von der Stadt Darmstadt finanziert und von der Aquapark Management GmbH geführt wird, seit seiner Wiedereröffnung im Jahre 2008 in drei Teile untergliedert: die Badelandschaft im Bereich des ehemaligen Herrenbads, der Spabereich, der sich durch das gesamte Bad zieht, und die Saunawelt, welche sich in den oberen Geschossen des Komplexes befindet.
Im Gesamten ist das Jugendstilbad als Gesundheitsbad aufgezogen: heißt, es kommt hauptsächlich warmes Wasser zum Einsatz, welches – je nach Becken – zwischen 28 und 34 Grad Celsius warm ist. Eines der absoluten Highlights befindet sich im Spabereich; mit der blauen Solegrotte bietet man den Gästen ein ungemein entspannendes Erlebnis. Der Salzgehalt des 34 Grad warmen Wassers reinigt nicht nur die Haut, sie macht sie auch sehr zart – in Kombination mit der Unterwassermusik, welche zum Dahintreiben mit einer Schwimmnudel einlädt, ergibt sich ein Becken, in welchem man gerne seine Zeit verbringt. Falls man davon dann irgendwann einmal genug hat, befinden sich in direkter Nähe ein Kneippbad, ein Dampfbad und ein Becken mit kaltem Wasser, um seinem Körper und sich selbst auf verschiedenste Arten etwas Gutes zu tun.
Wer einmal einen Tag in Darmstadt verbringt, gerne entspannt und badet, dem können wir herzlichst einen Besuch im Jugendstilbad empfehlen, da es sowohl historische als auch moderne Aspekte der Badekultur in einer unglaublichen Authentizität vermittelt. Dies wurde auch mit diversen Preisen, wie beispielsweise fünf Sternen vom Deutschen Sauna-Bund e.V. sowie dem Sonderpreis der European Waterpark Association aufgrund der Wiederbelebung historischer Badekultur, geehrt. Mit täglichen Öffnungszeiten bis 22 Uhr lässt sich hier der Feierabend entspannt ausklingen – entweder im alten Herrenbad, in einem der zahlreichen Spabecken oder von der Dachterrasse des Saunabereiches, von welcher man einen tollen Ausblick auf Darmstadt hat.
Bilder Copyright Jugendstilbad Darmstadt; Darmstädter Echo