Na, fällt euch eine Melodie dazu ein?
Dann spukt euch jetzt vermutlich das Stück von Ronan Keating im Ohr herum, der mit seinem „Life Is A Rollercoaster“ betitelten Song im Jahr 2000 die Charts stürmte.
Und das ist bei weitem nicht das einzige Lied, das Bezug auf unser liebstes Hobby nimmt.
In der Welt der Rock- und Popkultur gibt es eine schier unfassbare Anzahl von Stücken aller erdenklichen Genres, die den Titel „Rollercoaster“ (oder „Achterbahn“) im Titel beinhalten. (Eine kleine Auswahl dazu findet ihr am Ende des Artikels)
In beinahe allen Fällen wird dieser Begriff jedoch nur metaphorisch verwendet. Das klassische „Auf und Ab“ lässt sich eben hervorragend auf das Leben und die Liebe übertragen.
Wobei das Fahrverhalten eines ungleich beladenen Zac Spin vielleicht manchmal der passendere Vergleich wäre…
Zu einem kleinen Bisschen mehr als nur einem metaphorischen Zitat geriet 2014 die „Achterbahn“ der Kölner Band Wise Guys. Die ehemaligen A-Capella-Meister haben für das Stück und das gleichnamige Album Fotosession und Videodreh auf und rund um Colossos im Heide Park gemacht.
Auf ihrer Homepage verrieten die Jungs dazu: „Der Titelsong ist ein ziemliches Energiepaket“, bei dem gut der „…Spaß rüberkommt, den man bei einer Achterbahnfahrt auch empfindet“.
Nun gehört passende Musik zwar inzwischen zum guten Ton für das Gesamterlebnis in Attraktionen und Themenbereichen – diese beschränkt sich aber zumeist auf atmosphärische Untermalung, eher im Sinne von Soundtracks – ohne Text und Gesang.
Wenn man hingegen nach gesungenen Stücken oder Stücken von existierenden Bands sucht, die dazu noch einen direkten Bezug zu Achterbahnen haben, wird man nicht ganz so schnell fündig.
Xaver Willebrand, Managing Director und Project Manager der Soundschmiede von IMAscore bestätigt diese These:
„Richtig, Musik von Bands, vor allem mit Gesang, wird nur sehr selten als Soundtrack von Attraktionen in Freizeitparks genutzt. Das liegt aus unserer Sicht vor allem daran, dass jene Soundtracks in der Regel viele Minuten oder gar Stunden lang sind und so konzipiert werden, dass Sie auch bei einem längeren Aufenthalt möglichst angenehm und unaufdringlich sind. Das erreicht man vor allem mit viel Abwechslung und eben langen Schleifen, bis die Musik sich schließlich unweigerlich looped.
Songs haben da eine ganz andere Struktur. Üblicherweise eben Strophe, Bridge, Refrain und von vorn, dann eine Mitte und noch mal der Refrain. Das in Kombination mit Gesang kann schnell eintönig werden. Nichtsdestotrotz haben wir auch schon bei Attraktionen, wie z.B. Merlin’s Quest im Toverland, auf Gesang gesetzt. Dieser wechselt sich jedoch mit abwechslungsreichen instrumentalen Parts ab und ist generell recht ruhig und unaufdringlich.“
Trotz der Seltenheit solcher Musikstücke, gibt es Parks, die ihre Attraktionen dennoch mit Songs echter Bands versehen haben.
Disneys Rock ’n’ Roller Coaster in Disney’s Hollywood Studios (und bis vor kurzem, vor seinem aktuell laufenden rebranding in Iron Man, auch der im Walt Disney Studios Park des Disneyland Resort Paris) ist in dieser Beziehung wahrscheinlich der bekannteste Vertreter. Für die Konzeption dieser beiden Vekoma-LSM-Bahnen tat sich Disney mit der US-Amerikanischen Band Aerosmith zusammen und verlieh den beiden Bahnen ein übergeordnetes Musik-Thema samt Attraktions-Untertitel „Starring: Aerosmith“ bzw. „avec Aerosmith“.
Der Wartebereich wurde einem Aufnahmestudio nachempfunden und mit Requisiten geschmückt, um Eindrücke aus dem Musikbusiness zu vermitteln.
Das passend gesungene „Gooooooooing dooooooooown!“ aus der (virtuellen) Begegnung mit der Band in der Pre-Show dürfte bestimmt einigen noch im Ohr hängen geblieben sein.
Während der Fahrt in einem der Fünf Züge können die Fahrgäste dann jeweils einen eigenen Soundtrack aus dem On-Board-Soundsystem hören.
Im Zug 1 war dies der Song „Nine Lives“, in Zug 2 „Sweet Emotion“, in Zug 3 ein Medley aus „Back In The Saddle“ und „Dude (Looks Like A Lady)“, in Zug 4 ein Medley der drei Nummern „Young Lust“, „F.I.N.E.“ und „Love In An Elevator“, welches für die beiden Vekoma-LSM-Bahnen extra in „Love In A Rollercoaster“ umgetextet wurde. In Zug 5 ist neben „Walk This Way“ ebenfalls das modifizierte „Love In An Elevator“, zu hören.
Auch der 2009 eröffnete Maurer X-Car-Coaster Hollywood Rip, Ride, Rockit in den Universal Studios Florida setzt auf einen On-Board-Sound – in diesem Fall ist dieser aber von den Fahrgästen frei wählbar. Fünf Genres mit insgesamt 30 Songs von A wie Allman Brothers bis Z wie ZZ Top stehen hier zur Wahl.
Im in den japanischen Universal Studios stehenden Hollywood Dream: The Ride setzt man ebenfalls auf einen wählbaren On-Board-Sound zuletzt standen folgende Lieder zur Auswahl: „Homebound Train“ von Bon Jovi, Eminems „Lose Yourself“, The Beatles „Get Back“, „The Wing Named You“ von Kobukuro und „Dreams Come True“ von Osaka Lover.
Im ehemaligen Hard Rock Park (später Freestyle Music Park) konnte man eine Zeit lang den von der britischen Kult-Rock-Band inspirierten B&M-Coaster Led Zeppelin – The Ride fahren – selbstverständlich mit passendem On-Board-Sound.
Der Slippery When Wet getaufte Premier Suspended Coaster im gleichen Park verdiente seinen Namen dem gleichnamigen Durchbruchs-Album von Bon Jovi. Das mit „Livin´ On A Prayer“, „You Give Love A Bad Name“ und „Wanted Dead Or Alive“ – ihr wisst schon!
Eine Interessante Querverbindung zur Musikbranche gibt es auch in Efteling: René Merkelbach, der musikalische Direktor und Hauptkomponist des niederländischen Freizeitparks war früher selbst in verschiedene Bands aktiv (u.A. als Keyboarder bei der Prog-Rock-Band Kingfisher Sky, als Gastmusiker bei der Rock-Oper Ayreon, der finnischen Metal-Band Amorphis oder der holländischen Death-Metal-Band Gorefest). Aktuell betreibt er das wundervolle Projekt Dundercloud: https://flexatune.com/dundercloud.
Wir haben ein spannendes Interview mit ihm über seine Arbeit in und außerhalb von Efteling geführt: (hier klicken)
Als Merkelbach 2015 den Soundtrack für den Baron 1898 komponierte, griff er für die Stimmen der Witte Wieven (die Geisterfrauen in der Story rund um die Mine) auf die niederländische Musikerin Anneke van Giersbergen zurück.
Diese wiederum hatte im Jahr 2000 mit ihrer damaligen Band The Gathering auf dem Album „If_Then_Else“ ein Stück mit dem Titel „Rollercoaster“. Zufall?
Ja, (leider nur) Zufall – wie René Merkelbach uns berichtet: „Ich kannte Anneke zu diesem Zeitpunkt zwar von schon eine ganze Weile – aber davon wusste ich nichts. Obwohl ich The Gathering sehr mag! Das erste Mal, als ich mit zusammenarbeitete, war 2013 für die Show The Raveleijn. Dort ist sie im Stück „Joost en Halina“ als Halina – die Rabenfrau zu hören. Sie ist seitdem meine absolute Lieblingssängerin!“
Doch nicht nur Anneke van Giersbergen steht in Verbindung mit dem B&M Dive Coaster. In der Zeit kurz nach der Eröffnung der Attraktion, bekamen Fahrgäste eine Single-CD mit einem Remix der Baron-Musik von DJ Hardwell als kleine Entschädigung… pardon: als Geschenk in die Hand gedrückt.
Ein weiterer niederländischer DJ zeichnet sich für den On-Board-Sound der Walibi-Bahn Speed Of Sound verantwortlich. Während der Fahrt hört man einen House-Track von DJ Randy van der Velde.
Der britische Thorpe Park hat sich für seinen 2012 eröffneten B&M Wing Coaster The Swarm einen Song von der Rockband You Me At Six schreiben lassen.
Der passend „The Swarm“ betitelte Song dürfte damit tatsächlich der erste eigens für eine Achterbahn geschriebene Song (einer bereits bestehenden Band, sorry Rustis! „Salut“ zählt nicht…) sein. Wer die Fahrt (und das gemeinsame anstehen mit Thorpe-Park-Besuchern) überstanden hatte, durfte den Song im Anschluss downloaden.
Die Idee, mit einer Band zusammenzuarbeiten, kann sich auch Xaver Willebrand von IMAscore gut vorstellen:
„Dazu kam es zwar bisher noch nicht. Wir sind aber absolut offen dafür. Wenn es zur Attraktion passt, kann das durchaus tolle und einzigartige Synergieeffekte erzeugen!“
Auf einen Favoriten für eine solch mögliche Zusammenarbeit mag sich der Soundkünstler aber noch nicht festlegen: „Klar würde man z.B. als Coldplay-Fan gerne eine Attraktion mit den Jungs vertonen, aber die Kreativen bei den Parks und eben die zu erzählende Geschichte geben den Rahmen vor. Eine Zusammenarbeit mit einem Filmmusik-Komponisten ist da wahrscheinlich realistischer, aber eine Attraktion mit einem wirklich bösen Thema, ließe sich sicherlich auch wunderbar mit einer Band der härteren Gangart musikalisch thematisieren. Mal sehen was die Zukunft bringt!“
Inspirationen hingegen finden die IMAscore-Komponisten an anderer Stelle, wie Willebrand berichtet: „Diese finden wir in der Regel in der Filmmusik, bei Komponisten wie Hans Zimmer oder John Powell. Manch ein eher volkstümlicher Soundtrack mag da aber auch ganz andere Vorbilder von Nöten machen. Der persönliche musikalische Geschmack in unserem Team ist sehr breit gefächert. Von der angesprochenen Filmmusik, über Pop, Rock und Metal, bis hin zu EDM.“
Den Genre-Stempel „EDM“ könnte man auch einem On-Board- (oder besser On-Lift-Soundtrack) aus dem Europa-Park aufdrücken.
Nein, damit ist nicht der unauffällige, weil schnell vergessene On-Board-Sound der Blue Fire gemeint. Die Rede ist natürlich vom ikonischen, Trance-lastigen Stück „Liftoff!“ (sowie dem Rest des Soundtracks „Project Euro-Mir“), der in der Euro-Mir zu hören ist.
Hell Bopp (Christian Steiger) und Nick Sputt (Ben Hosenseidl) produzierten den Soundtrack vor vielen Jahren eigens für den Europa-Park. Ein späterer Remix von Musikproduzent Damon Paul folgte 2013.
Nicht weniger legendär ist der alte Soundtrack der Eurosat. Der ursprüngliche Track „Moebius Strip“, der im Aufzug der Bahn lief wurde 2000 durch den neuen Track „In A Second Orbit“ der Gruppe Stark Fader ersetzt.
Fans des Mack-Rides-Coasters können die Startsequenz wahrscheinlich noch auswendig aufsagen, wenn man sie nachts um halb vier weckt: „Ten, nine, ignition sequence starts, six, five, four, three, two, one, zero. All engines running!“
Im neu thematisierten Eurosat-CanCan Coaster gibt es nun u.A. Jaques Offenbachs Can Can oder die Marsellaise zu hören. Nicht ganz so kultig, aber zumindest ins Konzept passend.
Doch auch hier sind wir letztendlich wieder bei eher soundtrackartigen Stücken angekommen, die als Stimmungsuntermalung in den Attraktionen fungieren.
Echte Musiker- und Band-Nummern mit Gesang bleiben wohl auch weiterhin die seltene Ausnahme und Rarität im Bereich der Achterbahnen – obwohl es gleich mehrere Beweise dafür gibt, dass die Kombination aus Musik- und Freizeitparkwelt durchaus gut funktionieren kann.
In diesem Sinne: „Life is a Rollercoaster. Just gotta ride it!“
– Ein Artikel von Michael Klein
Playlist
HipHop & Beats
„Rollercoaster“ von badmómzjay – deutscher HipHop
„Rollercoaster“ von Italo-Rap-Star Emis Killa
„Rollercoaster Forever“ von fliggsy – deutscher HipHop
„Rollercoaster Life“ von Kayef – deutscher Hip Hop
„Rollercoaster“ von Vonk – holländischer HipHop (GEHEIMTIPP!)
„Achterbahn“ von Bosca
„Achterbahn“ von Curse
Pop, Dance & Disco
„Life Is A Rollercoaster“ – von Ronan Keating
„Rollercoaster“ von Julian le Play – deutscher Pop
„Rollercoaster“ vom US-Amerikaner Bleachers – Pop – ziemlich bekannt (MTV Unplugged)
„Rollercoaster“ von den Jonas Brothers – Pop (mit Awards überhäufte Millionenseller)
„Rollercoaster“ von Bean – EuroDancePop
„Rollercoaster“ von Dolly Style – Euro Dance / Dancefloor aus Schweden
„Rollercoaster“ von B*Witched – TeeniePop
„Rollercoaster“ von Alyssa Reid – Pop
„Rollercoaster“ von Mrozu – polnisch gesungener Pop (GEHEIMTIPP!)
„Emotional Rollercoaster“ von Daniella Mason – Pop
„Jacuzzi Rollercoaster“ von Róisín Murphy – freche Disco/E-Sounds / Ex-Moloko-Frontfrau
„Achterbahn“ von Blümchen – EuroDance
Elektronisches
„Rollercoaster“ von DJ Jay Hardway – EDM
„Rollercoaster“ von Dollkraut – Elektro
„Rollercoaster“ von DJ und Soundtüftler Audien – E-Sounds
„Rollercoaster“ von Andhim – Techno
„Rollercoaster“ von Kazy Lambist – Elektro
„The Rollercoaster“ vom französischen DJ Yuksek – Elektro
„Rollercoaster“ von Tobu – lettischer Dance-Elektro (GEHEIMTIPP!)
„Weird Rollercoaster“ von FlipFlips – EDM
„Rollercoaster“ von D´One – Elektro
Singer/Songwriter
„Rollercoaster Girl“ von L´aupaire – Singer/Songwriter
„Rollercoaster“ von Royal She – LA Singer/Songwriterin Alison Freed / Pianoballade
„Rollercoaster“ von GRMLN – Singer/Songwriter aus USA/Japan
„Rollercoaster Ride“ von The Whitest Boy Alive – Easy Listening
„Rollercoaster“ von Mahalia – Singer/Songwriter
„Rollercoasters“ von Aimee Mann – Singer/Songwriter/Folk (GEHEIMTIPP!)
„Rollercoaster“ von Everything But The Girl – Lounge
„Rollercoaster“ von Kelvon Jones – Singer/S.
„Achterbahn“ von Wise Guys – dt. A Capella
„Achterbahn“ von Clueso
Funky, Souly, Bluesy
„Rollercoaster“ Ivy Sole – R´n´B
„Love Rollercoaster“ von Ohio Players – Funk & Soul. Song von 1975!!!!
„Rollercoasters“ von Tank And The Bangas – Soul
„Emotional Rollercoaster“ von Vivian Green – Soul
„Rollercoaster“ von India.Arie – Soul/Pop
„Rollercoaster“ von Jan Jakob – Funk´n´Soul
„Rollercoaster“ von Cassie – R´n´B
Rock, Punk & Metal
„Rollercoaster“ von Best Coast – Alternative
„Rollercoaster“ von Framing Hanley – Alternative
„Headfuck Rollercoaster“ von Parasite Inc. – Süddeutsche Melodic Death Metal Band
„Rollercoaster“ von Black Mountain – 70ies-Rock/Doom
„Rollercoaster“ von Angus Court – Melodic Punk
„Rollercoaster“ von Donots – Punk
„Rollercoaster“ von The Gathering – Progressive Rock/Metal (GEHEIMTIPP!)
„Rollercoaster“ von Best Coast – Alternative
„Rollercoaster Into Hell“ von Wicked Disciple – Metal
„Rollercoaster“ von Primal Fear – Metal
„The Swarm“ von You Me At Six
„Achterbahn“ von Die Toten Hosen – dt. Punk
Schlager
„Achterbahn“ von Helene Fischer – Deutscher Schlager
„Achterbahn“ von Bläck Fööss – KölschPop
„Achterbahn“ von Feuerherz – dt. Schlager
„Achterbahn“ von Livia Mischel
„Achterbahn“ von Spider Murphy Gang
Pictures: Copyright Efteling, IMAscore, Airtimers.com (Titelbild)