Schauen wir kurz zurück in die Freizeitparkwelt vor zehn Jahren: Six Flags ist der Name in Amerika, in Europa wächst die Tussauds Gruppe immer weiter, und über all den Parkgruppen schwebt die Supermacht Disney Parks & Resorts, welche weit mehr Besucher als alle anderen Gruppen in ihren Parks begrüssen kann. Zehn Jahre später, also heute, hat sich einiges verändert: Six Flags hat den Einstieg in Europa spektakulär versemmelt, Tussauds wurde gleich komplett übernommen, nur Disney ist immer noch der größte Betreiber weltweit. Doch ganz still und heimlich hat sich in den letzten Jahren eine neue Supermacht am Themenparkhorizont positioniert, Merlin Entertainments.
Nick Varney, nicht selbstverständlicher Weise auch heute noch der Vorstandsvorsitzender von Merlin, gründete die Gruppe Ende 1998, als Vardon Attractions aufgelöst wurde. Vardon besaß zu dieser Zeit zwei Dungeons und ein Sea Life Aquarium, welche fortan unter Merlin betrieben wurden. Schon früh setzte die Gruppe auf Wachstum, denn kurz darauf eröffneten zwei weitere Dungeons. Abwärts ging es in der Firmengeschichte bisher noch nie – ganz im Gegenteil. Es folgte eine Übernahme nach der anderen, die Investitionsvolumen wurden größer und größer. Mit den Legoländern, vielen neuen Sea Lifes, der kompletten Tussauds Gruppe und einigen weiteren einzelnen Besuchermagneten wuchs die Merlin Gruppe mit mittlerweile über 70 Freizeiteinrichtungen, bald 15.000 Mitarbeitern und jährlich über 35 Millionen Besuchern zur nach Disney mit über 100 Millionen Besuchern zweitgrößten Firmengruppe der Branche. Kleinvieh mach nun mal auch Mist.
Der große Vorteil von Merlin ist die Struktur. Mal angenommen, über Ostern wäre schlechtes Wetter gewesen, hätten sich die wetterunabhängigen Midway-Attraktionen (Sea Life, Madame Tussauds Wachsifigurenkabinett, Lego Discovery Center, Dungeon, ect.) vor Besuchern kaum retten können, dafür hätte in den Parks tote Hose geherrscht. Doch es kam anders, die Sonne strahlte, die Indoor-Attraktionen klagten über Besuchermangel und die Parks waren brechend voll! Ganz egal welche Situation gerade herrscht, Merlin ist vor allem mit den starken und bekannten Marken Lego und Tussauds Wachsfiguren immer der Gewinner. Auch aus diesem Grund sieht die Zukunft für Merlin rosig aus. Während Disney Ewigkeiten braucht um einen Park durchzuboxen, schießen die Merlin-Attraktionen wie Pilze aus dem Boden. Alleine 2011 eröffnen weltweit acht neue Freizeitziele, die übernommenen sechs in Australien nicht mitgezählt.
Ein weiterer Grund für den Erfolg ist die englisch-amerikanisch angehauchte Preisgestaltung. In jedem englischen Supermarkt wird man mit „3 für 2“ und „2 für 1“ Angeboten regelrecht übers Ohr gehauen, indem einem ein Schnäppchen vorgegaukelt wird. Ähnliches geschieht auch in den Parks, die Jahreskarte kostet nur wenig mehr als ein Tageseintritt und Gutscheine für Verbilligungen gibt es an jeder Tankstelle. Doch dass es sich dabei nicht um eine nette Geste handelt, sondern dies wertvolle Systeme zur Besuchergewinnung, respektive -Steuerung sind, entgeht dem typischem Gast vollkommen. Diese „Vergünstigungen“ werden an anderer Stelle gleich mehrfach wieder herein geholt, man muss nur wissen wie.
Es scheint so, als würde alles was Merlin anfasst zu Gold werden. Aber die Unterhaltungsindustrie ist ein knallhartes Geschäft und auch bei Merlin ist bei jeder noch so kleinen Investition bis auf den letzten Pfund berechnet, wann die Kosten wieder rein geholt werden. Doch dieses Spiel wird weitergespielt und momentan sieht es so aus, als wäre es nur eine Frage der Zeit bis auch die übermächtige Konkurrenz Walt Disney Parks & Resorts schlussendlich überholt wird.
Wer sich mehr für die aktuelle Entwicklung bei Merlin Interessiert, ist hier in unserem Forum gut aufgehoben: Merlin Entertainment News
Pictures Copyright: Merlin Entertainments, Legoland Billund, Legoland Florida
dann lassen wir uns überraschen was noch da alles kommt 🙂