Etwas mehr als zwei Jahre ist es nun her, dass ein verheerender Brand im Europa-Park große Teile des skandinavischen Themenbereichs, vom Fjord Rafting und nicht zuletzt den Darkride Piraten in Batavia zerstört hat. Die 1987 eröffnete Themenfahrt war für viele der zahlreichen Besucher im Park ein Stück Geschichte und ein Teil ihrer Kindheit. Dies wurde dem Europa-Park nach dem Brand in reger Anteilnahme und zahlreichen Nachrichten nahegelegt, sodass der Park sich für einen Wiederaufbau des Darkrides entschied. Wir sind die neue Version von Piraten in Batavia gefahren und wollen in den nächsten Zeilen darstellen, wie uns die Version 2020 gefallen hat.
Der Bereich rund um den Darkride ähnelt sehr dem alten bekannten Bild, welches man auch vor dem Brand vorgefunden hat. Natürlich wirkt alles frischer als zuvor. Die erste wirkliche Veränderung findet man dann in der Warteschlange, welche nach wie vor eher kurz gehalten ist. Aus diesem Grund muss der Park aktuell improvisieren und die Warteschlange durch zwei weitere Themenbereiche leiten. Die eigentliche Warteschlange ist komplett indoor und überaus gelungen. Neben detailreicher Gestaltung, reihenweise beweglicher Elemente und Animatronics beeindruckt vor allem die Beleuchtung des Wartebereiches. Auch an der Hauptfigur Bartholomeus van Robbemond kommt man in Form einer Animatronic vorbei. Als erstes ist mir hier die Stimme von Peter Griffin aufgefallen, welche mich – als großer Family Guy-Fan – doch ein wenig aus der Welt von Batavia genommen hat. Doch ignorieren wir die eher unglückliche Stimmauswahl einmal und konzentrieren uns auf das, was Bartholomeus uns zu sagen hat, denn mit einer interaktiven Karte erklärt er uns wie wir den sagenumwobenen magischen Dolch „Feuertiger“ finden können. Wieso will er den Dolch? Ganz einfach: Die Legende besagt, wer den Dolch von Batavia in seinem Besitz hat, ist unverwundbar.
Hat man nun in den neuen – sehr schön gestalteten – Booten Platz genommen, kann es auch schon losgehen. Nach einer kleinen Rechtskurve erwarten uns bereits Bartholomeus van Robbemond sowie sein treuer Begleiter, der Otter Jopie. Diese warnen uns vor einem Sturm, welcher uns allerdings zur Flucht verhelfen wird. Besonders gelungen ist hier das Lichtspiel mit der am Boot befindlichen Laterne, welche anfängt zu flackern und kurzzeitig sogar komplett ausgeht. Man fährt in eine dichte Nebelwand und stürzt anschließend den Drop hinunter. Die Blitze werden dabei mit Leinwänden dargestellt, welche leider gut sichtbar und wenig überzeugend sind. Insgesamt ist es allerdings ein sehr stimmungsvoller Beginn, welcher in den hinteren Reihen besser zur Geltung kommt, da die Nebelmaschinen noch etwas zu spät auslösen.
Nach dem Drop ist man dann in der Welt von Batavia. Hier erwartet einen ein völlig neues Bild gegenüber der vorherigen Version. Wir wollen auch nicht zu sehr auf Details eingehen, da wir sonst wohl nie zum Ende kommen würden. Deswegen beschränken wir uns mal auf die groben Auffälligkeiten.
Was einem direkt ins Auge sticht, sind die detailreichen und überaus gelungenen Szenenbilder. Bei der alten Version störte mich persönlich immer der Halleneffekt, da der Großteil der Szenen unzureichend abgetrennt war. Dies hat man nun optimiert und einzelne Szenen separiert. Am besten gefällt mir hier auch wieder die Beleuchtung der einzelnen Szenen, welche viel zur Stimmung beitragen.
Etwas weniger gefiel uns der qualitative Unterschied zwischen den einzelnen Figuren. Laut Europa-Park wurden hierbei Figuren aus der alten Bootfahrt wiederverwendet und mit den neuen vermischt. Aus historischem Sinn sicherlich eine schöne Aktion, welche Fan-Herzen höher schlagen lassen, ganz nüchtern betrachtet werten diese Figuren die Szenen allerdings oftmals leicht ab. Als neutraler Besucher – ohne herzerweichende Kindheitsstory zu Batavia – wirken Szenen durch den vorhandenen Qualitätsunterschied oftmals ein wenig starr und fehl am Platz. Die neuen Animatronics – vorneweg natürlich die Roland Mack- und Bartholomeus van Robbemond-Figuren – überzeugen dabei schon und zeigen, was insgesamt möglich gewesen wäre.
Als weiteren negativen Aspekt ist mir die fehlende Lebendigkeit der Attraktion aufgefallen. Oftmals spricht nur die Hauptfigur Bartholomeus van Robbemond zu uns und selbst als dieser beispielsweise die weise Priesterin nach Rat fragt, gibt es hier keine Antwort, sondern nur eine merkwürdige Stille untermalt von der ziemlich guten Hintergrundmusik. Dadurch wirken die beeindruckenden und detailreichen Szenenbilder oftmals wie das, was sie im Endeffekt auch sind – Kulissen. Nach dem stimmungsvollen und spannenden Start hat uns die Fahrt im weiteren Verlauf nicht so recht abholen können.
Gegen Ende der Fahrt greift der Park noch einmal in die Trickkiste und verwendet umfassendes Video-Mapping, um einen magischen Touch in den von uns gesuchten Dolch „Feuertiger“ zu bringen. Dies bringt eine nette Wirkung mit sich, bescherte uns allerdings nicht noch den großen Wow-Moment, welchen die Themenfahrt unserer Meinung noch so dringend gebraucht hätte. Mit einer – zur Vorgängerversion aufgepeppteren – 180° Kurve durch das neu aufgebaute Restaurant Bamboe Baai endet die etwa achtminütige Fahrt.
Nun bleibt noch ein abschließendes Fazit zu ziehen. Erst einmal: Chapeau und Glückwunsch an den Europa-Park, einen klassischen Darkride dieser Größenordnung neu aufzubauen. Wir beklagen oftmals, dass es in Europa und speziell Deutschland nicht wirklich gute Darkrides gibt und sind froh über jeden, der dazu kommt. Nichtsdestotrotz darf man hier auch kritisch sein und muss das Erlebnis als solches bewerten. Wenn man die oberen Zeilen liest, könnte man fast meinen uns hätte das neue Piraten in Batavia fast gar nicht gefallen. Dem ist allerdings nicht so. Dem Europa-Park ist mit Piraten in Batavia ein gelungener klassischer Darkride gelungen, welcher allerdings in den oben beschriebenen Punkten nachhinkt. Natürlich sind wir eventuell etwas sehr kritisch. Da sich die Verantwortlichen des Parks allerdings zur Weltspitze zählen und generell keine Vergleiche mit den Darkrides von Disney und Universal scheuen, muss man auch dementsprechend an die Wertung heran gehen. Und an der Stimmung, welche Disney und Universal in solchen Themenfahrten transportieren, ist man hier noch weit entfernt. Selbst die europäische Konkurrenz mit Efteling ist dem Europa-Park in diesem Bereich weit voraus.
Ist Piraten in Batavia ein guter Darkride – ja absolut! Ist Piraten in Batavia ein sehr guter Darkride? Leider nein.
Bilder: Copyright Airtimers.com / Andreas Weber