Wer geglaubt hat, dass durch die Übernahme des Spreepark-Geländes durch die Stadt der Name Norbert Witte Geschichte ist in Sachen Spreepark, der hat sich gründlich geirrt, zumindest wenn es nach dem ehemaligen Betreiber selbst geht. Witte, der 1990/1991 den ehemaligen Kulturpark der DDR übernahm und ihn zum neuen modernen Spreepark umgestaltete und diesen bis zu seiner Schließung im Jahre 2001 führte, ließ nämlich kürzlich durch die B.Z. verkünden, dass er noch lange nicht vorhat in den Ruhestand zu gehen und das Thema Freizeitpark und der Spreepark im besonderen für ihn noch lange nicht erledigt sei. Witte, der derzeit auf dem Kinder-Rummel Louisiana Land in Berlin Marzahn arbeitet, stellte gleich mehrere Pläne vor, wie er in die Branche zurückkehren möchte.
Zusammen mit seinem Schwiegersohn Gordon Wollenschläger (37), Betreiber des „Louisiana Lands“, möchte er nach dem Marzahner Vorbild dem Spreepark neues Leben einhauchen als kleiner aber feiner Platz nach dem Prinzip Tivoli. Das heißt, es wäre ein lokaler Freizeitpark, der konzeptionell wie ein Rummelplatz daherkommt. Man zahlt also keinen hohen Eintrittspreis für den Park sondern jedes Fahrgeschäft einzeln und es finden wechselnde Shows, Musikveranstaltungen dort statt. Der Finanzsenat hält sich bisher bedeckt und lässt sich nicht darauf festnageln, was überhaupt mit dem Gelände passieren soll und eine Sprecherin des Lieganschaftsfonds gibt bekannt: „Derzeit befinden wir uns in einer Findungsphase. Noch im September gibt es den nächsten runden Tisch, an dem Senat, Bezirk, Naturschutz- und Umweltbehörden beteiligt sind.“
Wittes Hoffnungen beruhen da wohl eher auf Oliver Igel (SPD) seines Zeichens Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick. Dieser soll einen „kleinen feinen Freizeitpark“ favorisieren, womit die beiden wohl den gleichen Plan haben dürften. „„Genau das machen wir doch gerade in Marzahn. Kann sich jeder gern angucken.“ so der 59 jährige dazu und lässt sogar schon einen Plan samt Zeitansätzen durchblicken: „Ostern 2015 könnten wir mit einem Teil-Gelände eröffnen. Zu Beginn mit 12 neuen Fahrgeschäften, die habe ich parat. Das Riesenrad würden wir restaurieren. In zwei Jahren wäre alles fertig in altem Glanz.“ Ob das ernstzunehmende Pläne oder bloße Träumereien sind lässt sich nur sehr schwer beurteilen, allerdings scheint die Planung schon sehr weit und detailliert ausgearbeitet worden zu sein. So würde das „Louisiana Land“ das Gelände von der Stadt zunächst für 10 Jahre mieten sollen – inklusive einer Option auf weitere 10 Jahre und einer daran anschließenden Kaufoption. Auch finanziell gibt es eine Vorstellung des Deals: „200.000 Euro Jahresmiete wären realistisch.“ meint der Freizeitparkvisionär, betont allerdings auch „Mit unseren Leuten könnten wir den Boden von Gift und Öl befreien. Wir baggern, doch die Stadt müsste Abtransport und Entsorgung übernehmen.“ Circa eine halbe Million Euro würden die neuen Betreiber selbst aufbringen und auch auf die Hilfe vieler alter Kollegen bauen können, gibt Norbert Witte preis, stellt aber auf die Frage hin, ob er Chef des Ganzen werden würde lachend klar: „Nee, das ist mein Schwiegersohn. Von mir kommt Wissen und Erfahrung. Wenn’s läuft, gehe ich in Spanien in Rente und er schickt mir regelmäßig einen Scheck.“
Und die weiteren Pläne? Sollte dieser Plan nicht in die Tat umgesetzt werden können so habe man noch einen Plan B: „Wenn wir den Spreepark nicht übernehmen dürfen, dann wenigstens die alten Fahrgeschäfte. Wir würden sie restauriert im ‘Louisiana-Land’ aufbauen. Das Spreepark-Riesenrad feiert dann Comeback in Marzahn.“ so der Ehemalige Spreepark-Betreiber, der auch noch einen Plan C ausruft: „London hat’s vorgemacht, Berlin braucht auch ein Riesenrad. Und wir vom ‘Louisiana-Land’ könnten es bis zum Frühjahr aufstellen. Es liegt schon bereit, in Holland. 125 Meter hoch, kostet 20 Millionen Euro, die Finanzierung steht. Wir brauchen nur ein Gelände.“ und träumt von exklusiven Standorten wie Tiergarten, O2 World Nähe oder dem Hauptbahnhof: „Man könnte es auch direkt in Mitte über der Spree errichten und die Schiffe fahren drunter durch. Geht alles, Hauptsache tolle Aussicht.“ Ob irgendetwas von alledem je geschieht – und wenn ja, was – bleibt abzuwarten. Nur eines ist sicher: Norbert Witte war, ist und bleibt einer der ganz großen Visionäre aber auch Träumer der Branche.
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