Es gibt viele ikonische Achterbahnen auf dieser Welt. Eine der größten Ikonen im Bereich der Holzachterbahnen ist unbestritten die Längste ihrer Art – The Beast in Kings Island in Ohio.
Mit 2243 Metern ist die 1979 eröffnete Achterbahn die klare Nummer 1 in Sachen Länge und wird dies wohl auch für lange Zeit bleiben. Kaum vorstellbar, dass sich ein Park heutzutage eine über 2 Kilometer lange Holzachterbahn in den Park stellt. Die Wartungskosten würden wohl jedem Freizeitparkbetreiber schlaflose Nächte bereiten.
Die längste Holzachterbahn der Welt, zwei Lifthills, eine Höhe von 33,5 Metern mit einer Abfahrtshöhe von 43 Metern, Top-Geschwindigkeiten über 100 km/h sowie eine Fahrzeit von über 4 Minuten. Die puren Fakten sprechen für eine der besten Holzachterbahnen der Welt! Doch ist sie das auch?
Wenn man sich oberflächlich einmal die Meinungen der Achterbahnfans anschaut findet man in der Regel zwei Meinungen. Entweder bekommt man so etwas zu hören wie „Was eine Bahn! Ein absolutes Monster. Eindeutig eine der besten ihrer Art“, oder „Das war die legändere Holzachterbahn? Ganz schön enttäuschend.“
Ich hatte die Möglichkeit die Holzachterbahn sowohl im Jahr 2013 als auch 2019 zu fahren. Beschränkte es sich im Jahr 2013 aufgrund eines Sturms lediglich auf eine Fahrt, konnte ich die Anlage vergangenes Jahr 4 mal fahren. Sowohl morgens, mittags als auch zu Parkschluss um 22 Uhr, um einer dieser legendären Nachtfahrten nahe zu kommen.
Zugegebenen Maßen waren wir im Juni dort und es war eher eine Dämmerungsfahrt als eine Nachtfahrt.
Wie legendär diese Fahrten sein sollen, wurde uns beim Besuch dutzende Male vor Augen gehalten. Nicht nur Aufkleber in der Station, sondern auch ungefragte Parkbesucher und eingefleischte Kings Island Fans erzählen einem quasi durchgehend, wie gut die Bahn doch nachts ist.
Vorweg schon einmal – jeder hat hierbei natürlich seine eigene Meinung, die nachfolgenden Zeilen spiegeln also mehr oder weniger meine persönliche Meinung wieder.
Wir reisen also ins Jahr 2013 – ein 18 jähriger Andi auf seiner ersten großen USA Tour. 21 Parks in 19 Tagen, weit über 100 Achterbahnen, Highlights wie Kingda Ka, El Toro, Millenium Force, Outlaw Run, Leviathan oder eben auch The Beast! Viel hat man davon gelesen, nun steht man davor. Am Eingang angekommen kann man fast gar nicht glauben, dass sich dort die längste Holzachterbahn der Welt befindet. Man sieht nämlich lediglich die beiden Lifthills und die Station. Die Erwartungen steigen und steigen, wie so oft bei einer Achterbahn wählte ich einen Platz im hinteren Wagen. Nun rollt der Zug langsam los und erklimmt langsam den Lifthill mit dem ikonischen „Do not Stand Up – Keep Hands inside Car“ Schild.
Es folgt der Scheitelpunkt – doch was erblickt man dort? Eine Trim-Brake.
Gut, kein Problem. Immerhin rollt man hier gerade in einen Tunnel, welcher einen direkt in einen dichten Wald führt. Mit einer angenehmen Geschwindigkeit rollt man nun auf die zweite große Abfahrt zu! Mit einer ordentlichen Portion Enthusiasmus freut man sich auf eine Abfahrt in die Wälder.
Doch was dann folgt, hat für mich die Fahrt erst einmal zerstört. Eine weitere Trim, welche den herbeigefieberten Drop absolut zahm gemacht hat.
Nagut, kein Problem. Wir haben ja noch 1,5 Kilometer Strecke. Kaum um eine Rechtskurve gekommen nimmt die Fahrt auf einer langen nach unten geneigter Geraden wieder Fahrt auf! Doch nun kommt die endgültige Enttäuschung – eine weitere Trim, welche den Zug nun fast auf einen Stillstand bringt.
Alles klar! Nun folgt eine Fahrt durch Tunnel sowie dichten Wald, welche einem erstmals leider nicht so begeistern kann, wie sie sollte.
Nach dem zweiten Lift gibt es allerdings noch einmal einen ordentlichen Hammer.
In einer leicht geneigten geraden Abfahrt nimmt der Zug Geschwindigkeit auf, um in die massive 540° Helix zu fahren. Hier war ich das erste Mal ein wenig froh, dass eine Trim den Zug ein wenig abbremst. Denn die G-Kräfte würden hier wohl den ein oder anderen ins kurze Land der Träume schicken.
Nach dem krönenden Finale ist die Fahrt auch „schon“ vorbei und man rollt gemütlich in die Station ein.
Doch auch wenn das Finale einem positiv im Gedächtnis bleibt, ist The Beast für mich eine Enttäuschung gewesen – sowohl 2013 als auch 2019.
Natürlich ist mir bewusst, dass die Trims benötigt werden damit die eh schon enormen Wartungskosten im wahrsten Sinne des Wortes runtergebremst werden. Nichtsdestotrotz zerstört es für mich, als großen Holzachterbahnfan, die Fahrt fast vollkommen. Gerade die Bremse vor der Tunnel- und Waldpassage hat den Enthusiasmus so ausgebremst, dass selbst das überzeugende Finale nicht mehr richtig wirken konnte.
Legende – ja, allerdings nur wegen seiner Historie und dem Fakt, dass es sich hier um die – mit Abstand – längste Holzachterbahn der Welt handelt.
Eine Fahrt ohne Trims würde die Bahn wohl zu dem machen was sie sein sollte – einem Beast. Aktuell ist es für mich eher ein zahmes Kätzchen.
Pictures: Copyright Kings Island