Sie sind die eigentliche Elite des Kopenhagener Tivolis. Die Operator der ältesten noch fahrenden europäischen Holzachterbahn. Ein fast jeder Neuling träumt von seinem kleinen Kinderkarussell zu einer der vier ständig laufenden Achterbahnen wie Daemon oder Odinexpressen befördert zu werden. Doch bei keine von ihnen benötigt man mehr Fahrgefühl, Können und Kraft als bei der vor knapp 100 Jahren aufgestellten Achterbahn. Ihre Geschichte ist zudem alles andere als unumstritten. Manch einer sagt, man hätte sie aus dem bereits geschlossenen schwedischen Park Baltic Fair um 1914 umgestellt. Andere, wie die Pressechefin der Tivoli Gardens Ellen Dahl, behaupten, dass diese These kein einziges ihr bekanntes Nachschlagewerk untermauert. Die Rede ist von einem der Klassiker der europäischen Coastergeschichte, der Rutschebanen in Tivoli Gardens Kopenhagen.
5 Tage dauert das Training, welches die gut ausgebildeten Operator absolvieren müssen. Aber nicht wegen dem uns bekannten Knöpfchen drücken an heimischen Achterbahnen, sondern viel mehr wegen dem Können welches man an den Tag legen muss, um die mit Besuchern beladene Bahn nicht entgleisen zu lassen. Denn diese bremst sich nicht wie moderne Anlagen durch Blockbremsen oder Wirbelstrombremsen, sondern manuell per Hand anhand eines Hebels. Ein Kraftakt, den man Jahrzehnte lang nur gestandenen Männer zutraute. Und so dauerte es auch eine Weile bis die ersten Frauen ihre Finger an den Hebel legen durften. Doch nicht nur die Kraft für das Bremsen ist gefragt, auch eine Menge Fingerspitzengefühl.
Denn das wohl erheblichste Manko der Achterbahn ist das komplette Fehlen von Underfriction Wheels, die das entgleisen des Zuges bei negativen G-Kräften verhindern sollen. Um dies zu vermeiden muss der Bremser einschätzen können wie der 2 Tonnen schwere Zug, den man früher wegen Strommangel auch gerne per Flaschenzug nach oben zog, auf der Fahrbahn reagiert und demnach vor Airtime Hügeln die Geschwindigkeit regulieren. Dass die Beladung an Fahrgästen und Wetterbedingungen stark variieren macht diese Aufgabe kaum leichter und verlangt dem Bremser einiges ab. Nicht verwunderlich daher, dass eine Schicht auf der Achterbahn nur in etwa 30 Minuten dauert und die Operator als Pause an einer anderen Attraktion, meistens dem in der Achterbahn befindlichen Fun House, eingeteilt wird.
Trotz ihres Alters ist die Bahn eine der beliebtesten im Park. Bis zu 5 Züge können auf der Achterbahn eingesetzt werden und besonders da ist Konzentration, sowie gute Koordination gefragt. Hier überwacht keine moderne Technik die Strecke um zu erkennen wann ein Zug wo stecken bleibt. Um mögliche Kollisionen zu vermeiden, müssen sich die Bremser noch per Hand und Lichtzeichen verständigen. Doch nicht nur das Bremsen ist auf Tivoli’s Rutschebanen Handarbeit, auch alle möglichen Ersatzteile werden selbst in der eigenen kleinen Werkstatt erzeugt. Und gerade wenn Technik kaum eine Rolle spielt, muss vor Allem das Team gut aufeinander eingespielt sein und das merkt man auch. Das Betriebsklima ist warm und überall befinden sich kleine versteckte Witze, die man als normaler Gast nur bei genauem Blick erkennt. Eine Fahrradverbotschild am Lifthill oder ein Tisch mit zwei Sesseln mitten auf der Strecke.
Es ist eine besondere Bahn mit einer besonderen Geschichte. Und sie fährt sich fast noch immer wie am ersten Tag. Grandiose Airtime, schöne Länge, ein Relikt aus längst vergessenen Tagen. Eigentlich eine Schande, dass sie keine offiziell anerkannte Sehenswürdigkeit des Königreich Dänemarks ist. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Pictures: Copyright Airtimers.com
guter informativer bericht , ich find das mit den bremsern echt cool ,total cool, das würde ich auch gern mal erleben
echt super, da muss ich auch irgendwann mal hin, super Bericht danke
absolut geniale bahn <3
Klingt toll. Definitiv eine Sensation.
Lg Fabi