Bereits veröffentlichte Erfahrungsberichte:
Stand Mai 2020:
Ein Besuch in Efteling in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Ein Besuch im Toverland in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Ein Besuch im Phantasialand in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Stand Juni 2020:
Ein Besuch im Wiener Prater in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Ein Besuch im Heide Park in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Ein Besuch im Europa-Park in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Ein Besuch im Kernie Familienpark in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht
Ein Besuch in Belantis in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht Juni 2020
Stand Juli 2020:
Ein Besuch im Miniatur Wunderland in der Corona-Zeit – Erfahrungsbericht + neue Kirmes
Nicht nur die deutschen und niederländischen Freizeitparks und Attraktionen sind nach der Covid-bedingten Schließung wieder am Start, sondern auch die österreichischen. Am Freitag, den 29. Mai 2020, wurde so zum Beispiel der Wiener Prater durchaus feierlich wiedereröffnet. Sogar unser Bürgermeister Michael Ludwig war anwesend und durfte medienwirksam ein Knöpfchen drücken, welches das historische Riesenrad wieder in Betrieb nahm, und ein Feuerwerk gab es ebenfalls. Aus diesem Grunde haben wir uns am Samstag auf den Weg gemacht, um den wiedereröffneten Prater einmal unter diesen ungewöhnlichen Umständen zu besuchen – man muss es ja irgendwie wertschätzen, wenn man in zehn Minuten mit der U-Bahn dort sein kann.
Schon beim Weg von der U-Bahn am Praterstern zum Prater selbst ist uns die Menge an Menschen aufgefallen, die ein paar schöne Stunden im Prater verbringen wollten, was wohl dem Wetter geschuldet ist. Eine generelle Besucherbeschränkung gibt es nicht – das wäre natürlich auch bei dem frei zugänglichen Areal sehr schwer zu kontrollieren. Einen Eintrittspreis gibt es ja auch nicht, da man bei jeder Attraktion separat bezahlt. Deshalb appelliert man an die Besucherinnen und Besucher, sich an die allgemein gültigen Regeln (1m bzw. einen Babyelefanten Abstand halten, in die Armbeuge zu husten und zu niesen, regelmäßiges 30-sekündiges Händewaschen) zu halten. Der Erfolg davon ist eher so semi, aber dazu später mehr.
Wir starteten unseren Ausflug mit einem Besuch bei Madame Tussauds, da wir noch einen 1+1 Gutschein aus dem Jahreskarten-Heftchen der Wiener Linien übrig hatten. Kann man ja schon mal machen, wenn man das Ganze ohne Touristen erleben möchte. Tatsächlich waren wir auch die einzigen lebenden Personen in der Ausstellung, von zwei Mitarbeiterinnen abgesehen. Viel muss man, glaube ich, nicht über Madame Tussauds erzählen – das Wachsfigurenkabinett gibt es ja in so gut wie jeder größeren Stadt, und die Aufteilung zwischen landesspezifischen Figuren und den Standard-Figuren hielt sich erstaunlich gut die Waage. Wer sich also nicht nur zu Sigmund Freud auf die Couch setzen möchte oder sich bei Gustav Klimt in seine Adele Bloch-Bauer I einfügen will, kann sich auch über Kaiser Franz Joseph und seine Sisi informieren oder mit Falco den Amadeus abrocken. Für Damen mittleren Alters gibt es aber natürlich auch das Tête-a-Tête mit George Clooney und das runde Sofa mit Robbie Williams. Da glüht der Uterus.
In der gesamten Ausstellung herrscht freilich die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und es sind ausreichend Desinfektionsspender aufgestellt worden. Viele der Interaktionen wurden aber natürlich heruntergeschraubt, um nicht allzu viel anfassen zu können. Wenn man sich die Wachsfiguren also mal in Ruhe anschauen möchte und den einen oder anderen creepy Moment erleben will, wenn wirklich niemand außer die leblosen Prominenten gemeinsam den Raum mit dir teilen, so können wir einen Besuch aktuell empfehlen. Aber auch nur mit 1+1 Voucher.
Im Prater selbst gelten, wie bereits erwähnt, die altbekannten Regeln, die mittlerweile jedes Schulkind aufsagen können muss, wenn es nachts um 3 geweckt wird. Bodenmarkierungen vor allen Ständen und in Warteschlangen von Attraktionen zeigen auf, wie viel Abstand eingehalten werden muss. Das wird aber leider in den wenigsten Fällen eingehalten. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob es am Publikum des Praters liegt oder daran, dass die Toleranz für die Covid-Maßnahmen mittlerweile stark abgenommen hat, aber das Abstandhalten hat leider wirklich eher suboptimal funktioniert. Zusätzlich dazu sieht man auch mehr Jogginghosen als getragene Mund-Nasen-Schutzmasken. Karl Lagerfeld würde sich im Grabe herumdrehen. Immerhin kann man sich an diversen Stationen die Hände desinfizieren.
Erfreulichere Nachrichten gibt es von den Neuheiten in diesem Jahr. Gleich drei neue Achterbahnen und ein VR-Darkride haben ihren Weg in den Wurstlprater gefunden. Neben dem bekannten Eurocoaster hat auch Dr. Archibald heuer ein Gastspiel in Wien. Fix bleiben werden allerdings der Roller Ball sowie die G’sengte Sau, ein Bobsled Coaster von Gerstlauer. Ein Déjà-Vu ist beim Namen und der Art der Achterbahn wohl vorprogrammiert. Bei letzterem muss man allerdings gutheißen, dass man sich wohl ein paar Gedanken über die Gestaltung gemacht hat. Alles wirkt sehr Farm-mäßig, mit viel Holz geschmückt, und die Wägen schauen nach fetzigen Autos aus. Sicherlich eine tolle Ergänzung für den Prater; insbesondere, wenn man bedenkt, dass hier jahrelang eine Bauruine rumgestanden ist. Die vielen Automaten von Skidata lassen auch vermuten, dass es auch kein normales Kassahäuschen geben wird, sondern ein intelligenteres Ticket- und Eintrittssystem verbaut wird. Ist allerdings nur eine Spekulation unsererseits.
Insgesamt haben wir definitiv ein paar schöne Stunden im Prater verbracht. Auch wenn die Besucherinnen und Besucher sich ruhig etwas mehr an die Regeln halten könnten, ist es doch schön, gerade in Zeiten wie diesen etwas mehr in lachende Gesichter schauen zu können. Zudem ist es erfreulich, dass der Prater weiter verbessert wird und neue Attraktionen ihren Einzug halten. Wir sind jedenfalls froh, dass der Prater wieder geöffnet ist, denn der Prater gehört nun mal zu Wien wie der Gestank in der U-Bahn-Station am Stephansplatz im Sommer.
Bilder: Copyright Airtimers.com / David Riedel