Gegen den Strom schwimmen, sich widersetzen, rebellieren, einfach mal Nein sagen. Ich mache das ziemlich gerne und während meine Autorenkollegen sich um Artikelthemen von der iberischen Halbinsel bemühen, sitze ich hier und schreibe eiskalt über einen Freizeitpark in Japan. Und das alles im Rahmen des Airtimers Themenmonats Spanien.
B&M-Inverter, Indoorcoaster, Log Flume, Shows und Darkrides: Das Portfolio des hier beschriebenen Parks liest sich vielversprechend. Auch die wenigen Erfahrungsberichte erzählen von einem schön thematisierten, sauberen und modernen Park; hinter den Globalplayern Universal und Disney angeblich sogar der beste Themenpark Japans. Höchste Zeit also endlich mal hier auf Airtimers.com einen genaueren Blick auf den Parque España zu werfen.
1994 eröffnete der Freizeitpark in Shima im Süden des Landes. Zusammen mit einem Hotel und einem Museum versucht der Park den japanischen Besuchern Spanien erlebbar zu machen. Edutainment vom Allerfeinsten. Internationale Aufmerksamkeit erhielt der Parque España dann erstmals 1997 als Pyrenees, damals der längste Inverted Coaster der Welt, eröffnete. Bolliger & Mabillard war verantwortlich für den neuen Coaster der Superlative, der den bisherigen Spitzenreiter Montu in allen Punkten außer der Höhe alt aussehen ließ. Erst als 2014 Banshee eröffnete, fiel dann auch der letzte Rekord den Pyrenees noch inne hatte: Der längste Inverted Coaster steht nun in den USA. Das mindert aber den Fahrspaß der Anlage nicht im Geringsten. Vertikalloopings, eine Zero-G-Rolle, sowie eine Cobra Roll und ein Korkenzieher gehören zur Standardausstattung von Hängeachterbahnen und dürfen bei Pyrenees ebenfalls nicht fehlen. Die Highlights des Stahlkolosses findet man aber zwischen den Überkopfelementen: Schnelle Turns, kraftvolle Helixes, ein Airtimehügel und ruhigere Passagen wechseln sich immer mit den zahlreichen Inversionen ab und sorgen so für ein spannendes, vielseitiges Fahrerlebnis.

Blauer Himmel, kaum Wolken: Mediterranes Wetter für eine mediterrane Achterbahn – Anklicken zum Vergrößern!
Für alle weniger Mutigen bietet der Park aber noch andere Highlights und Achterbahnen zum Fahren. Vorneweg muss man wohl das große Bergmassiv erwähnen, das sich direkt neben Pyrenees befindet und von einer Achterbahn und einem Log Flume geteilt wird. Der Minetrain Gran Montserrat wurde von Mack Rides hergestellt und bleibt bis heute der einzige Coaster seiner Art aus Waldkirch. Gleich zweimal werden die Fahrgäste auf 20 Meter befördert, um dann in einer Reihe von Abfahrten und Helixes immer mehr Geschwindigkeit aufzunehmen. Die wenigen Fahrtberichte sprechen hier sogar von massiven Kräften in den hinteren Reihen der Züge. An heißeren Tagen seien Gray-Outs durchaus möglich. Etwas ruhiger geht es da schon in der Wildwasserbahn zu, die sich unter Gran Montserrat hindurchschlängelt und für eine Abkühlung in den Sommermonaten sorgt.
Aber auch für schlechtes Wetter bietet der Park genügend Optionen. Zum Beispiel der Indoorcoaster Bullfight Roller Coaster Matador. So ungewöhnlich der Name scheinen mag, so außergewöhnlich ist auch der Fahrtablauf der Achterbahn. Inmitten völliger Dunkelheit bleibt der Zug stehen, sekundenlang geschieht nichts, dann plötzlich leuchten grelle Scheinwerfer auf den vollen Wagen und der Raum wird erhellt. Ein virtuelles Publikum umjubelt den Zug, der soeben in die Stierkampfarena eingefahren ist, die Gäste sind nun also selbst zum Stier geworden. Die japanischen Parkgäste feiern die Achterbahn, während das Konzept in Europa wohl schon aufgrund des unmoralischen Aspekts von Stierkämpfen mit negativen Kritiken überhäuft werden würde.
Der Parque España bietet aber auch noch weitere Attraktionen, bei denen man selbst während dem stärksten Sturm trocken bleibt. Neben einem Spanienmuseum und mehreren Theatersälen, gibt es noch einen klassischen Darkride. Dieser lädt zu einem Flug über das Mittelmeerland mit all den heißgeliebten Maskottchen des japanischen Freizeitparks ein. Klingt nicht nur wie Disney’s Peter Pan, sondern sieht auch noch optisch recht ähnlich aus. Das ist vielleicht das einzige Manko, dass sich der Parque España zu Schulden hat kommen lassen.
Detailgetreu präsentiert sich auch die Thematisierung des Parks, der sowohl architektonisch und landschaftlich an das namensgebende südeuropäische Land angepasst wurde. Große Paläste, Fincas, Statuen und Brunnen sind alle spanischen Vorbildern nachempfunden und bringen ein Stück Mittelmeerflair nach Asien. Tolle Fotomotive gibt es also ausreichend im Parque España, der meiner Meinung nach auf keiner Japanreise ausgelassen werden sollte.
Bilder © Parque España, kajikawa, Parque España, Atsushi_UEDA