Tivolis Rutschebanen wird 100 Jahre alt. Zu diesem ganz besonderen Jubiläum spendiert der Tivoli Gardens Park in Kopenhagen, seiner Holzachterbahn des Herstellers LaMarcus Adna Thompson im kommenden Jahr eine Reise in die eigene Vergangenheit. Der Coaster, 1914 ursprünglich unter dem Namen “Bergnanan” im Baltic Fair eröffnet, wurde kurz nach seiner Errichtung wegen dem Einstellen der Kirmes an Tivoli verkauft. Dort wurde die Bahn in ein hohes, sehr auffälliges Bergmassiv eingebettet. Aber wie es nun einmal oft so ist, war es genau diese üppige Thematisierung, die nicht jedem Freude bereitete. Einigen verantwortlichen Stadtvätern der frühen 1920er Jahre, missfiel die Tatsache, dass Touristen den “Berg” als erstes wahrnahmen, wenn sie am Hauptbahnhof eintrafen. Man war der Ansicht, dies würde von den historischen Gebäuden der Stadt zu sehr ablenken und somit nicht ins Stadtbild passen. Also wurde der Großteil der Thematisierung des Coasters – der Kategorie Side Friction, eine Holzachterbahn ohne Räder unter der Schiene, dafür aber mit einem Bremser pro Zug, der ein Entgleisen wegen zu hoher Geschwindigkeit verhindert – im weiteren Verlauf der 20er Jahre abgebaut. An einigen Stellen sind Teile davon bis heute übrig geblieben und lassen das damalige Gebirge erahnen, wenn man die 720m lange Strecke genießt.

Rutschebanen im Tivoli kurz nach seiner Eröffnung
Nun steht im nächsten Jahr der 100ste Geburtstag des Klassikers an. Da er dadurch nun selbst historisch wertvoll ist und man naturgemäß heute auch etwas andere Ansichten hat als damals, hat sich der Park dazu entschlossen, genau diese ursprüngliche Felsformation wieder zu errichten. Dies lassen sich die Betreiber des Erholungs- und Vergnügungsparks, von dem Walt Disney einst sagte er habe ihn zur Erschaffung des ersten Disneyland-Parks inspiriert, ca. 4 Millionen Euro kosten. Damit geht Tivoli Gardens einen ganz anderen Weg als der – ebenfalls in Kopenhagen ansässige – Park Dyrehavsbakken – kurz Bakken. Dieser hatte seiner 1932 erbauten, gleichnamigen Holzachterbahn 2010 neue Züge verpasst, welche keinen Bremser mehr benötigen. Für viele wurde die Bahn damit jeglicher Nostalgie beraubt. Somit stellt man im Tivoli nicht nur das eigene, ursprüngliche Gesicht wieder her, sondern setzt bewusst auf den Charme dieses ganz besonderen Coasters, dessen Popularität bis heute unverändert groß ist.

An einigen Stellen ist die damalige Thematisierung noch erkennbar
Es mag ein kostspieliges Geschenk für solch eine betagte Attraktion sein, aber wenn die “alte Dame” erst einmal wieder im neuen alten Glanz erstrahlt und durchs Gebirge donnert wie sie es damals tat, dann wird das Bild des ohnehin schon legendären Kopenhagener Stadtparks – nach über 90 Jahren – wieder vollständig sein.
Bildrechte: Tivoli Gardens