Das auf dem diesjährigen Pützchens Markt in Bonn nur noch zwei, statt ehemals drei Autoscooter stehen, ist normal keine Meldung für uns wert, nicht einmal das Wissen, dass auf eben dieser Kirmes sogar mal fünf Scooter angeboten wurden, ist wohl für die wenigsten Leser von gesteigertem Interesse. Wenn man jetzt aber die Auswirkungen dieser Meldung auf den betroffenen Schausteller etwas genauer beleuchtet, und am Ende eine Grundsatzfrage zu stellen wagt, wird ein recht kontroverses Thema daraus.
Seit 1939 ist die Familie Barth mit einem Autoscooter auf dem Bonner Pützchens Markt vertreten, in diesem Jahr soll damit Schluss sein. Wie Rolf Barth dem Express sagte, würde dies dazu führen, dass er seinen Autoscooter verkaufen müsste, und auch seine fünf Mitarbeiter würden leider einer sehr ungewissen Zukunft entgegen blicken müssen. Auch sein Bruder Peter Barth geht mit der Entscheidung der Stadt Bonn alles andere als konform,
„Zwei Autoscooter reichen angeblich, begründet die Stadt ihre Entscheidung. In den 70er Jahren waren noch fünf Autoscooter auf dem Platz, und jetzt reichen angeblich zwei. Das ist totaler Quatsch. Und alles nur, damit ein Aussichtsturm Platz findet.“

Dieser Autoscooter der Familie Barth findet in diesem Jahr keinen Platz auf dem Bonner Pützchens Markt.
Die Stadt Bonn argumentiert in ihrer Presseerklärung natürlich aus einer völlig anderen, aber nicht weniger nachvollziehbaren Richtung.
Es stimmt, dass der Platz nicht mehr für den Autoscooter zur Verfügung steht. Er wird für ein neues Highlight, das am Freitag bekannt gegeben wird, benötigt. Es gibt einen neuen Gestaltungsplan, der auch mit der Bezirksverwaltung abgestimmt ist. Außerdem sind regelmäßige Fluktuationen auf dem Markt nichts Neues”.

Viel Rummel auf der Kirmes, passt da nicht noch ein Autoscooter zwischen?
Wenn man nun diesen konkreten Fall auf die gesamte Kirmeslandschaft in Deutschland hochrechnet, ergibt sich fast zwangsläufig die Grundsatzfrage:
Sind Traditionen auf Volksfesten wichtiger als in anderen Bereichen der Gesellschaft, oder muss sich das fahrende Volk auch alternativlos den Zwängen der Markwirtschaft unterwerfen? Wir werden uns hüten hier unsere persönlichen Meinungen vorzudenken, denn das ist eure Aufgabe, liebe Leser!