Neuheiten Check

Neuheiten-Check: Pinocchio, Efteling

verfasst von Mathias

Alle Jahre wieder investiert Efteling in eine Neuheit für seinen Sprookjesbos, zumindest so lange, wie es der dort noch verfügbare Platz zulässt. Nachdem im Jahr 2012 das Andersen-Märchen Des Kaisers neue Kleider präsentiert wurde (4 von 5 Sternen im Airtimers-Neuheitencheck) war in diesem Jahr Pinocchio an der Reihe. Das ist zwar eigentlich gar kein Märchen, sondern ein italienisches Kinderbuch von Carlo Collodi, doch in der Bekanntheit und der Art der Handlung europäischen Volksmärchen wie Dornröschen oder Schneewittchen so ähnlich, dass Efteling hier eine (nachvollziehbare) Ausnahme gemacht hat. Wir haben für euch einen Blick auf Eftelings neuste, 2 Millionen Euro teure Sprookjesbos-Erweiterung geworfen: hier unser Airtimers-Neuheitencheck!

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Die erste Station der Attraktion, Geppettos Werkstatt.

Pinocchio, zu finden in der Nähe des Seiteneingangs des Märchenwald zwischen Rotkäppchen und den tanzenden Schuhen, ist in drei separate Szenen unterteilt. Die erste hiervon ist die Werkstatt von Geppetto, in die man eftelingtypisch durch die Schaufenster eines kleinen Häuschens blicken kann. Hier herrscht Leben: Eine ganz Horde voll Mäusen und anderen Kleintieren feiert in der Werkstätte ein rauschendes Fest und tollt herum, doch vom eigentlichen Besitzer Geppetto ist genauso wenig zu sehen, wie von Pinocchio. Anhand einiger Hinweise wird bald klar, dass sich Geppetto auf die Suche nach Pinocchio gemacht haben muss – und die Besucher können diese Suche nun selbst entlang den Stationen fortführen. An der zweiten Station finden die Besucher dann so den Kater und den Fuchs, zwei listige Kumpanen Pinocchios in der Geschichte, vor. Die beiden verstecken sich in zwei Fässern, aber auch sie lugen immer wieder fragend hervor und rufen nach Pinocchio. Auf geht es also zur dritten und letzten Szene, die auf einem kleinen Teich zu sehen ist. Hier liegt ein riesiger, furchteinflößender Fisch. Ködert ihn einer der Besucher mit einer Angel, die als interaktives Element platziert wurde, öffnet er sein Maul und offenbart Geppetto und seinen Ziehsohn Pinocchio, die in seinem Bauch gefangen sind.

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Ein riesiger Fisch ist im See neben Geppettos Werkstatt zu finden.

Diese Szene ist im Grunde die Schlüsselszene der gesamten Pinocchio-Erzählung. Hierzu muss man wissen, dass Pinocchio in der Geschichte eine wahre Irrfahrt erlebt, in der er immer wieder verführt wird und vom richtigen Pfad abkommt. Sein Herzenswunsch, selbst zum Menschen zu werden, kann ihm so nicht erfüllt werden. Erst, als er zusammen mit Geppetto in diese lebensbedrohliche Situation gerät und sie sich zusammen befreien können, wendet er sich wieder dem Guten zu und sein Wunsch wird ihm erfüllt. Durch die Reduzierung der Darstellung auf die Szene fehlt natürlich ein großer Teil der eigentlichen Geschichte in der Attraktion. Es ist jedoch keineswegs das erste Mal, dass Efteling so verfährt: Bei Rumpelstilzchen zeigt der Park beispielsweise auch nur das tanzende, verräterisch singende Rumpelstilzchen, wie es vom Boten der Königin belauscht wird. Der Gedanke ist hierbei, dass die meisten, die die Attraktion sehen, die sehr bekannte Geschichte sowieso kennen oder es von ihrem Eltern erklärt bekommen können. Der Vorteil gegenüber einer klassischen Erzählstimme vom Band ist, dass die Geschichte und die Attraktion so gewissermaßen ganz individuell entdeckt werden können – und so geht diese Rechnung auch bei Pinocchio auf.

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Im Maul des Fischs sind Pinocchio und Geppetto (im Hintergrund) gefangen.

Im Konzept weiß diese Darstellung der Pinocchio-Geschichte also durchaus zu überzeugen, doch auch gestalterisch lässt die Attraktion nicht viel zu wünschen übrig. Die gesamte Anlage fügt sich harmonisch in die Umgebung ein und passt insgesamt besser zu Efteling als das vor vier Jahren eröffnete satirische Hofspiel Des Kaisers neue Kleider. Eftelingtypisch wurden viele Details eingebaut, besonders in Geppettos Werkstatt, welche – von passender Musik untermalt – ein wahres Feuerwerk kleiner Entdeckungen in sich birgt. Auch die italienische Herkunft der Geschichte ist hier an vielen Stellen herausgearbeitet, ohne dass dadurch Pinocchio wie ein Fremdkörper wirkt. Sicherlich geschah das auch unter dem Einfluss des italienischen Efteling-Designers Alessio Castellani (39), der entscheidende Teile der Attraktion entwarf.

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Auch Kater und Fuchs sind auf der Suche nach Pinocchio.

Etwas schade ist, dass der Pinocchio-Animatronic eine entscheidende Funktion fehlt: Jeder, der an Pinocchio denkt, denkt natürlich auch direkt an die Nase der Holzpuppe, die immer dann zu wachsen beginnt, wenn Pinocchio lügt – und mit dieser bekannten Eigenheit der italienischen Figur hat Efteling auch im Vorfeld geworben. Es ist etwas schade, dass es der Effekt letztlich nicht in die Attraktion geschafft hat. Das kann auch technische Gründe gehabt haben, gleichwohl bleibt hier natürlich das Potential eines absoluten Hinguckers liegen. Zudem hat Efteling den umstehenden Wald für den Bau stark kürzen müssen und die neuen Bäume sind noch sehr klein,  sodass die nebenan liegende Pardoes Promenade leicht zu sehen ist und den waldartigen Charakter mindert. Auch wegen der zahlreichen interaktiven Möglichkeiten bleibt Pinocchio aber eine gewohnt hervorragend gestaltete neue Märchenattraktion, die im Check 4,5 von 5 Sternen erhält.

Pinocchio

Efteling, Niederlande

Testcheck

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Mathias