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SeaWorld – Der weiße Hai im Schafspelz?

verfasst von sofabesetzer

Ist es wirklich so einfach? Tiere, die in Gefangenschaft gehalten werden, sind immer etwas schlechtes und Menschen, die Tiere beschützen und für ihre Freiheit demonstrieren, werden als Helden gefeiert. Nehmen wir doch als Beispiel einfach einmal Seaworld Orlando, einen Meeres-Themenpark, bei dem Tierschützer regelmässig rot sehen und auch ganz normale Besucher ins Grübeln geraten, ob sie eingesperrte Wale, Delphine oder Eisbären mit ihren Eintrittsgeldern finanzieren sollen. Die Vorwürfe, die immer wieder laut werden, sind vielfältig und zum Teil sehr belastend.

2012 wurden bereits dreizehn schwer verletzte Seekühe gerettet

Es ist immer wieder die Rede davon, dass die Gehege und Wasserbecken zu klein sind, um eine artgerechte Haltung der Tiere zu gewährleisten und auch dass Tiere wie Delphine, die ja bekanntlich zu den intelligentesten Lebensformen zählen, als reine “Kuscheltiere” dargestellt werden, stößt auf einigen Unmut. Der wohl größte Kritikpunkt ist aber die Haltung und Vorführung von Killer- bzw. Schwertwalen. Manche Aktivisten behaupten, dass die bedauernswerten Angriffe der Tiere auf ihre Pfleger ein Akt reiner Langeweile gewesen sein könnten. Eine andere Seite der Seaworld-Medaille, die leider seltener ihren Weg in die Öffentlichkeit findet, wollen wir jetzt durch eine kleine aber wahre Geschichte verdeutlichen.

Ein Mitarbeiter füttert drei von ihrer Mutter verstoßene Seehund Babys

Ein weißes Boot des Seaworld-Animal Rescueteams pflügt durch die Wellen vor der Küste Floridas. Neben der Besatzung befindet sich auch eine Manatee-Kuh (Seekuh), die sich hoffnungslos in ein Fischernetz verfangen hatte und zu ertrinken drohte, an Bord. Erste Hilfe, wie das Verbinden der durch das scharfkantige Netz aufgerissenen Flossen, können Retter noch auf dem Boot leisten, aber um weitere Untersuchungen durchführen zu können, muss das Tier auf dem schnellsten Weg in das Rescuecenter des Seaworld Parks.

Der Delphin wurde gerettet, gepflegt und wieder in die Freiheit entlassen

Dort angekommen nimmt eine Tierärztin die erste genauere Untersuchung des total geschwächten Tieres vor, und stellt außer den zum Glück nur oberflächlichen Schnittwunden an den Flossen noch etwas für alle beteiligten Helfer völlig überraschendes fest. Die Manatee-Kuh ist tragend und steht kurz vor der Niederkunft. Nach einer kurzen Diskussion der Tierärzte wird beschlossen, das Tier separat in einem großen Becken unter Beobachtung zu halten, bis das Jungtier zur Welt gekommen ist. Zum einen kann man so die werdende Mutter im Auge behalten, und zum anderen auch das Jungtier nach der Geburt untersuchen und die Beziehung zwischen Mutter und Kind überwachen.

Dr. Scott Gearhart kümmert sich um Baby Seehunde und Besucher

Nur wenige Tage später tummelt sich ein kerngesundes Jungtier mit seiner Mutter im Becken. Um für die Forschung wichtige Daten über das Verhalten der Manatees vor der Küste Floridas zu erhalten, wird die Mutter noch mit einem Sensor ausgestattet, der es der Forschungsgruppe von Seaworld erlaubt, die Bewegungsdaten der Tiere zu sammeln und auszuwerten. Danach werden die Tiere zurück zur Küste gebracht, und dort in die Freiheit entlassen. Im Jahr 2012 wurden von der Seaworld-Animal Rescue bereits zwölf weitere Seekühe, diverse Meeresschildkröten und andere Meeresbewohner in ähnlichen Aktionen vor dem sicheren Tod gerettet, und wieder in die freie Wildbahn entlassen.

SeaWorld bietet pro Jahr 500.000 Stunden an Bildungsprogrammen

Dass der Unterhalt einer solchen Gruppe jede Menge kostet, und woher ein Grossteil dieser Gelder stammt – nämlich aus den Eintrittsgeldern der Seaworld Parks – dürfte eigentlich jedem Leser klar sein. Genau wie die Tatsache, dass die Seaworld Parks trotzdem in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen sind, denen es darum geht, ihre Gewinne durch eben das zur Schau stellen von Meeresbewohnern zu maximieren.

JJ der Grauwal wurde vom SeaWorld Team 15 Monate lang versorgt

Auch die Aussagen der Unternehmenssprecher, welche immer wieder betonen, dass die Parks vornehmlich geschaffen wurden, um den Besuchern einen Eindruck der Meere und seiner Bewohner zu verschaffen, damit sie wissen, was sie schützen und bewahren müssen, darf zumindest angezweifelt werden. Könnte man jedoch eine Umfrage bei den geretteten Tieren starten, ob Seaworld und dessen Engagement um den Tierschutz sinnvoll sind, so würde das Ergebnis wohl recht eindeutig ausfallen. Es gibt also immer zwei Seiten, die erst wenn man sie zusammen betrachtet, eine Medaille ergeben.

Pictures: Copyright SeaWorld Animal Rescue and Care

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sofabesetzer

7 Kommentare

  • Tierschutz ist sowieso meiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert. Denn wenn der Mensch schützt, greift er unweigerlich ein. Klar würde nicht schon im Vorfeld vom Menschen eingegeriffen (im Falle der Meere wären das die Schleppnetze, die Sonars u.s.w.) wäre der Schutz nicht nötig. Tierschutz ist demnach immer noch ein Eingriff von Menschen die denken den Tieren etwas Gutes zu tun, indem sie ihre menschlichen Gefühle auf die Tiere projezieren. Kein Mensch möchte sein Leben in nur einem Zimmer verbringen. Tierschützer sind in meinen Augen nur dann Schützer wenn sie den Menschen daran hindern (zB Sea Sheperd) Schlimmes zu tun oder sie versuchen den Schaden zu minimieren, bzw eine Art “konservieren”, obwohl dies auch wieder nicht zwingend notwendig ist da es in der Natur immer wieder Arten gibt die aussterben, der Mensch sich aber verantwortlich fühlt und somit handelt.

    Im Falle von eingesperrten Tieren ist es sehr oft der Fall (leider gibt es auch Ausnahmen), dass die Tiere entweder schon in Gefangenschaft zur Welt kommen oder als verletzte Tiere, die dann nach der Pflege des Menschen, nicht mehr einfach so in die Natur entlassen werden können, da sie einfach zu schwach sind oder mit der Verletzung nicht in der freien Wildbahn überleben könnten.

    Im Falle des Sea World, muss ich sagen, dass der Park einfach die Gehege schlecht erdacht hat. Der psychologische Effekt auf den menschlichen Beobachter ist zwingendermassen negativ. Parks wie Busch Gardens bringen es schon eher fertig dem Beobachter vorzuspielen die Tiere würden sich in ihrer beschränkten Freiheit wohl fühlen. Es ist also eher eine sehr humanistische Fragestellung und weniger eine auf die Tierwelt bezogen. Der Mensch muss sich hier klar werden, was er will und wier er es will. Und das geschieht auf keinen Fall kompromisslos.