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Schneller, höher, weiter: technische Tücken bei Großanlagen

verfasst von Sven

Wir alle lieben sie, die technischen Errungenschaften im Freizeitparkgewerbe: Tower of Terror, Kingda Ka oder Valhalla. Wenn also der Fahrstuhl den Schacht verlässt und quer durch den Raum fährt, ist das eine super Sache, da es verblüfft und unerwartet kommt. Kingda Ka schießt seine Insassen mit bis zu 206 km/h auf bis zu 139 Meter Höhe. Der Absolute Thrill? Sicherlich. Und zu guter Letzt, um noch auf einen anderen Typos Attraktion einzugehen, gibt es da den Darkride Valhalla im britischen Blackpool, der mit unzähligen Effekten glänzt.

Werfen wir aber mal einen genaueren Blick auf diese Anlagen und große technische Herausforderungen, die dahinter stecken. Die Kabine im Tower of Terror, wie man die Attraktion beispielsweise aus Orlando kennt, bewegt sich anfangs nur vertikal, was einem typischen Fahrstuhl gleich kommt. Kurz vor dem Finale jedoch, verlässt die Kabine den Fahrstuhlschacht und bewegt sich scheinbar von geisterhand quer durch einen Raum. Damit soll die Ankunft in der Twilight Zone dargestellt werden. Im gegenüberliegenden Teil des Turms muss die Kabine wieder einklinken, bevor die Fahrt mit mehreren Stürzen ihren Höhepunkt findet. Es ist eben jenes aus- und wieder einklinken, das die Fahrt so komplex macht. Wenn die Kabine also durch die Twilight Zone fährt, darf sie keinen Millimeter in ihrer Spur abweichen. Sollte dies dennoch passieren, greift ein Sicherheitsprotokoll und die Fahrt wird unterbrochen. Zu groß wäre die Gefahre, dass es Probleme beim Einklinken gibt. Ein Techniker wird dann nötig und die Fahrgäste müssen die Treppe nehmen. Kommt selten vor? Sicher nicht, dass es gerade einem selbst passiert, dürfte eher unwahrscheinlich sein, aber diese Sicherheitsstops kommen regelmäßig vor, wie etwa in nachfolgendem Video zu sehen.

Was hier sicherlich für große Ernüchterung gesorgt haben dürfte, hat sich bei der Achterbahn Kingda Ka schon zu einem Kult entwickelt. Schafft es der Zug nicht über den Hügel, kommt es zu einem sogenannten Rollback und der Zug stürzt rückwärts in die Tiefe. Im Schnitt kommt es einmal täglich dazu. Natürlich ist die Technik auch auf diesen Fall vorbereitet und stoppt den Zug ab, bevor etwas passieren kann. Aber wie kommt es eigentlich dazu? Beim Aufwärmen der Motoren, etwa bei den ersten, morgenlichen Testfahrten, ist ein Rollback sogar völlig normal. Später sollte das nicht mehr vorkommen. Jedoch können verschiedenen Wettersituationen zu mehr Reibung führen oder es herrscht Gegenwind. In diesen Situationen wird ein Rollback wahrscheinlicher. Es wird zumindest klar, dass eine noch so ausgereifte Technik nicht dafür sorgen kann, dass der Zug immer, mit einer Quote von 100%, den Hügel passiert.

Bei der Attraktion Vallhalla wiegt der Fall etwas anders. Vermutlich fällt es den meisten Gästen nicht einmal auf. Der Dark Ride verfügt über unzählige kleine und größere Effekte und gehört zu einem der Besten der Welt. Jedoch gibt es nur wenige Fahrten, bei denen wirklich alle Effekte im Einsatz  sind. Das hat weniger etwas mit Sparmaßnahmen zu tun sondern viel mehr damit, dass bei den vielen Effekten auch immer wieder mal etwas nicht funktioniert. Es ist also ein ständiges Austauschen und Reparieren von technischen Accessoires. Viele kennen das sicherlich auch aus deutschen Attraktionen, wenn sich etwa einer der Piraten im Europa-Park nicht mehr bewegt. Zugegeben, hier handelt es sich noch um relativ einfache Mechanik, die ein hohes Maß an Zuverlässigkeit verspricht. Aber mit zunehmenden technischen Fortschritt und massiven Einsatz eines jenen gleichen, kommt es auch immer wieder mal zu Problemen.

Auch die Winja’s im Phantasialand bleiben gerne mal stecken. Jetzt fallen dem achterbahnbegeisterten Leser sicherlich einige Möglichkeiten ein, wo das genau passieren könnte. Etwa im Aufzug, oder auf den kippenden Schienen. Aber es sind dann oft die ganz einfachen Dinge: Zum Abschluss der Fahrt müssen die Gondeln so gedreht werden, dass man wieder normal ein- bzw. aussteigen kann. Das geschieht mittels einer Leitplanke, die die Gondeln bei geringer Geschwindigkeit dreht. Eben diese geringe Geschwindigkeit kann dann schon mal zum Problem werden und der Wagen bleibt hängen. Auch hier muss dann wieder ein Techniker ran und ganz pragmatisch den Wagen mit Muskelkraft weiter schieben.

Auch mit Blick auf den Holiday Park lässt sich hier so manche Anekdote erzählen. Expedition GeForce musste beispielsweise mehrmals am Tag evakuiert werden, weil der Zug auf dem Lifthill stecken geblieben ist. Das klingt dramatischer als es war und die Panne ist simpler als man denkt. Der Motor war schlicht und ergreifend kaputt. Nicht mehr und nicht weniger ist dafür verantwortlich, dass ein Achterbahnzug nach oben gezogen werden kann.
Auch lässt sich immer wieder beobachten, dass die Gondeln des Free Fall Towers  nicht ausgeklinkt werden können und dann im Schneckentempo nach unten fahren.

Bei all den Kleinigkeiten lässt sich aber sagen, dass immer wieder Sicherheitssysteme gegriffen haben und man dann von dem spricht, was man allgemein unter “Technischer Störung” versteht. Sicherlich ist das nervig für den Besucher, aber bei aller Begeisterung sollte man doch nicht vergessen, dass es sich um immer komplexer werdende, technische Anlagen handelt, bei denen es lieber einen sicherheitsbedingten Stop mehr als weniger geben sollte.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Lasst uns in den Kommentaren wissen, wo und wieso eine Fahrt bei Euch unerwartet gebremst wurde.

Bild: doppel-looping.de

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Sven

3 Kommentare

  • Im MoviePark im MP Express musste ich zwei Runden fahren, da sich die Bügel in der Station nicht öffneten. Wir wurden alle gefragt,ob wie etwas gegen eine zweite Fahrt hätten. Ein Person wollte nicht nochmal und wurde “Manuell” raus gelassen. Bei der zweiten Einfahrt in die Station lief alles nach Plan und wir durften aussteigen. Danach fuhr der Zug noch eine Runde leer.

  • Bei der Winja bin ich schon so oft stecken geblieben… Bei der kippenden Schiene, im Aufzug. Oder kurz vom Ausgang.. Das ist ganz normal. Bei der Krake auch mal kurz audem Lift stecken geblieben und dann gings weiter. Oder im Hansa Park bei der wasserbahn auf dem Lift… Sowas macht ein besuch auch so unvergesslich.

    Ein Traum ist ein rollback!!

  • Och da gabs einiges. “Maus Au Chocolat” blieb einmal komplett hängen und nach gefühlt 100 Wiederholungen des gleichen Spiels, an dem wir steckengeblieben sind ging dann das Licht an. Positiv: Eine beeindruckende Backstage-Führung durch die Attraktion, aber keinerlei Entschädigung, die ja sonst üblich wäre.

    Busch Gardens Tampa, “Sand Serpent” (oder wie die Wilde Maus dort heißt) beim Lifthill steckengeblieben, 10 Minuten gewartet bis Reset und die Fahrt ging weiter. Als entschädigung gab es nen 14 Tage Pass, mit dem wir bei JEDER Attraktion durch den Ausgang rein durften. Wahnsinn!!

    Ferrari World, diese Wasserbahn durch den Motor, vor dem zweiten Drop steckengeblieben, 30 Minuten Wartezeit. Dann mit Licht an ans Ende kutschiert, auch keine Entschädigung. Trotzdem interessante Einblicke!