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UNESCO Weltkulturerbe: Völklinger Hütte

verfasst von Sven

Während es draußen grau ist, regnet, schneit oder einfach nur die meiste Zeit recht dunkel ist, die meisten Freizeitparks geschlossen haben und sich auf die Saison 2015 vorbereiten, bleibt eigentlich genug Zeit, um Alternativen ins Auge zu fassen. Da bietet sich ein Kulturtrip zur Völklinger Hütte im Saarland eigentlich an, zumindest für all jene, die eine nicht ganz so weite Anfahrt haben. Allen anderen ist ein Besuch dennoch zu empfehlen, wir erzählen warum.

Völklingen liegt unweit von Saarbrücken im beschaulichen Saarland. Bei der Völklinger Hütte handelt es sich um ein ehemaliges Eisenwerk, das 1873 gegründet wurde. Seit 1994 Weltkulturerbe, erinnert das Industriedenkmal als historisches Wahrzeichen an die Ingenieurbaukunst in Deutschland.

Was zuerst nicht sonderlich spannend klingt (es gibt nun mal keine Achterbahnen und Co), entpuppt sich als modernes Abenteuer, denn die Besucher führt es in dunkle Gänge oder auf Aussichtsplattformen in schwindelerregender Höhe. Dabei ist das Areal so groß und die Wege so vielfältig und unterschiedlich, dass man sich als Erstbesucher ohne Karte ohne Probleme verlaufen kann. Eingebettet in das Grün der Umgebung, beschleicht einen das Gefühl von Industrieromantik, wenn man etwa einen der rotbraun-gerosteten Hochöfen besteigt.

Hergestellt wurden hier übrigens u.a. Stahlträger und um dies zu erreichen wurde damals auf modernste Weise und mit der Entwicklung neuer Verfahren unterschiedlichstes Eisenerz verhüttet. Da für die Stahlherstellung enorm hohe Temperaturen von Nöten waren, wurde Kohle bzw. Koks benötigt, das direkt ans Werk angeschlossen hergestellt wurde.

Purer Gigantismus

Als Besucher fühlt man sich vor allem eines, nämlich sehr klein. Die Dimensionen sind enorm, die Größe der Gebäude, die weiten Wege und vor allem die überdimensionierten Arbeitsgeräte. Die Hochöfen wurden mittels einer Hängebahnanlage versorgt, deren Gondeln so groß sind, dass mehrere Menschen bequem darin Platz finden. Wer Kraft aufwendet, schafft es auch die Stahlkolosse ein paar Zentimeter zu bewegen. Von der Gichtbühne in 27 Metern Höhe hat man einen Blick über die ganze Region, während heute Besucher die Aussicht genießen, wurden hier früher die Rohstoffe den Hochöfen zugeführt.

Ein gefährlicher Arbeitsplatz

Zwischen Stahlgondeln und Temperaturen von bis zu 2000° Celsius zu arbeiten war nicht nur sehr anstrengend sondern auch enorm gefährlich. Es fällt einem leicht sich vorzustellen, dass Fehltritte hier auch schnell tödlich enden konnten. Auch die körperliche Belastung dürfte ihre Spuren hinterlassen haben, ebenso wie die giftigen Dämpfe. Bei der Herstellung von Koks wurde etwa der Teer aus dem Koksgas herausgetrennt. Noch heute tropft dieser aus Lecks in den heute maroden Leitungen. Generell kann man zusammenfassen, dass die Kokerei wohl der schmutzigste Ort der Völklinger Hütte war. Hitze, Staub und Feuer haben den Arbeitern hier viel abverlangt.

Während 1965 noch 17.000 Mitarbeiter in und um die Völklinger Hütte arbeiteten, hatte jedoch auch hier die Stahlkrise von 1975 einen starken Einfluss auf den Betrieb. Nach der Fusion mit den Stahlwerken Röchling-Burbach GmbH und dem späteren Ausscheiden der Familie Röchling aus einer neu formierten GmbH, folgte die Stilllegung der Roheisenphase im Jahr 1986 und damit der Niedergang der Völklinger Hütte. Seit dem fungiert der Standort als Museum und wurde sukzessive für Besucher in Stand gesetzt.

Ort für Sonderausstellungen und Konzerte

Heute finden auf dem Gelände außerdem Sonderausstellungen (aktuell etwa „Ägypten – Götter. Menschen. Pharaonen.; Die Röchlings und die Völklinger Hütte und 25 Jahre Deutsche Wiedervereinigung) und Konzerte statt. In einem angeschlossenen Science Center wird Wissenschaft spielerisch näher gebracht.

Wer einen Besuch plant sollte bedenken, dass zwar viele Bereiche wettergeschützt begehbar sind, allerdings auch ein großer Teil unter freiem Himmel zu begutachten ist. Zumindest trocken sollte es daher schon sein. Außerdem sollte man viel Zeit einplanen, selbst wer nur einen Bruchteil der ausgestellten Informationen liest, wird hier problemlos einen ganzen Tag verbringen können.

Wer vorab einen Eindruck bekommen möchte, kann sich durch unsere Bildergalerie klicken.

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Sven