Fragt man die Menschen der Welt nach deutscher Kultur, dann werden sehr viele wohl das “Land der Dichter und Denker” im Sinn haben. Es fallen einem Namen ein wie Goethe, Beethoven, Bach etc. pp. Aber denkt man in dem Zusammenhang auch an das Münchner Oktoberfest, den Cannstatter Wasen, den Bremer Freimarkt oder den Christkindlesmarkt in Nürnberg? Im ersten Augenblick dürfte das den wenigsten durch den Kopf schießen, denkt man aber ein wenig länger darüber nach wird es zunehmend logischer. Immerhin gelten diese und andere Volksfeste als typisch Deutsch und viele der jährlich mehr als 9900 Volksfeste und ca. 1400 Weihnachtsmärkte haben eine zum Teil Jahrhunderte alte Tradition. Ebenso sprechen die ungefähr 233 Millionen Besucher mit ihrem geschätzten Gesamtumsatz von 3,7 Milliarden Euro pro Jahr eine deutliche Sprache und zeugen von Brauchtum und Gemeinschaftserlebnis.

Der Christkindlesmarkt in Nürnberg: Einer der größten Weihnachtsmärkte Deutschlands und weltweit bekannt
Genau dies ist wohl der Hintergrund wegen dem sich der Deutsche Schaustellerbund (DSB), in Person von Präsident Albert Ritter und Hauptgeschäftsführer Frank Hackelberg, für die Aufnahme der deutschen Volksfeste in die Liste der immateriellen Kulturgüter der UNESCO beworben haben. In Gesprächen mit dem Präsidenten der deutschen UNESCO-Kommission und Wirtschaftsminister des Landes Niedersachsen Walter Hirche und dem Generalsekretär der deutschen UNESCO-Kommission Dr. Roland Bernecker Anfang Juli in Hannover wurde dargelegt, dass die Volksfeste die Voraussetzung für die Aufnahme mehr als erfüllen. Immerhin haben, neben den materiellen UNESCO Weltkulturgütern wie z.B. dem Kölner Dom, Volksfeste einen großen kulturellen Stellenwert und prägten die deutsche Kultur erheblich als wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung aller sozialen Schichten.

Das Münchner Oktoberfest findet seit 1810 auf der Theresienwiese statt und wird weltweit hundertfach kopiert. Es gilt als größtes Volksfest der Welt.
Da es sich die UNESCO seit 2003 mit ihrem Programm zur Aufgabe gemacht “Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten – sowie die damit verbundenen Instrumente, Objekte, Artefakte und Kulturräume -, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Individuen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen.” zu pflegen und zu bewahren. Kurzum ist man bei der UNESCO der Meinung, dass kulturelle Vielfalt wie “Feste, Bräuche, Tanz und Theater, Musik und mündliche Literaturformen, Sprachen, Handwerkstechniken und Wissensformen” ebenso wichtig und schützenswert sind wie Z.B. Bauwerke und eben deshalb für unsere Nachkommen bewahrt werden müssen.

Auch der Hamburger Hafengeburtstag blickt auf eine lange Tradition zurück. Seit 1977 wird er unter diesem Namen und öffentlich veranstaltet. 2014 feiert man allerdings bereits den 825. Geburtstag.
Die Bewerbung resultiert aus einem Verfahren, in dem seit dem deutschen Beitritt zum “Abkommen zum UNESCO-Weltkulturerbe” 2013 darüber sinniert wird, was unsere Kultur ausmacht und was davon einen derart großen Einfluss auf eben diese Kultur hatte, dass es die Anerkennung als immaterielles Weltkulturgut verdient. Unterstützung erhält der DSB dabei von Bundestagsabgeordneten aller Parteien und im besonderen von den Bundesministerinnen Andrea Nahles und Manuela Schwesig, wie Spiegel Online zu berichten weiß. Im Internet sind über 40 Videos zu finden, in welchen sich die unterstützenden Politiker mit ihren persönlichen Erinnerung an ihre Volksfestbesuche und -erlebnisse für den Antrag starkmachen. Bei so viel Tradition und Unterstützung sieht es wohl alles andere als schlecht aus für das Vorhaben des DSB – und das völlig zurecht.
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Da lese ich folgendes: “Aber denkt man in dem Zusammenhang auch an das Münchner Oktoberfest, den Cannstatter Wasen, den Bremer Freimarkt oder den Christkindlesmarkt in Nürnberg?” – Im Osten gibt es wohl keine großen Volksfeste mit Tradition? Ich kenne einige.