Über Eintrittspreise wird jedes Jahr aufs Neue diskutiert, sind sie doch, glaubt man der allgemeinen Meinung, prinzipiell viel zu hoch. Auch wir versuchen heute mal einen groben Blick auf die Preisgestaltung verschiedener Parks zu werfen, wobei schon anfangs zu erwähnen ist, dass dieser Artikel stark von einer subjektiven Autorenmeinung geprägt ist, welche in den Kommentaren gerne kritisiert werden darf.

Andere Länder, andere Preise
Beginnen wir doch gleich mal in Mitteleuropa, unsere angeblich chronisch überteuerten Parks sind, wenn wir einen Blick in andere Länder werfen, ein wahres Schnäppchen. Für etwa 35 Euro am Tag eine riesige Themenwelt, na gut, teilweise ist die Themenwelt nachbarschaftlich bedingt nicht ganz so riesig, mit hochkarätigen Fahrgeschäften und meist sehenswerten Shows erleben, ist ein absolutes Schnäppchen. Schon über die deutschsprachige Grenze getreten steigt der Preis und sinkt meistens auch die Qualität. Betrachtet man nun aber nur das Angebot innerhalb Deutschlands, fällt einem auf, dass viele Parks gleich viel kosten, aber teilweise nicht ansatzweise gleich viel bieten, ein Bauklötzchenpark in Bayern wär dafür ein Paradebeispiel.

Wodan in zwei Preismodellen
Nun haben wir ganz unbewusst schon zwei Preisstrategien kennengelernt. Die eine Strategie fährt beispielsweise der Europa-Park. Jeder bezahlt den Eintrittspreis, der an der Kasse ausgehängt ist. Keine Gutscheine, keine Verbilligungen, dafür aber ein überaus fairer Komplettpreis, um alle Attraktionen so oft zu fahren, wie es die Wartezeiten oder der Magen erlauben. Funktioniert gut, hat aber auch einen Nachteil im Gegensatz zur zweiten Strategie, für die Merlin mit seinen Legoländern, Sea Lifes und andere Freizeiteinrichtungen bekannt ist.

Preisklarheit im Europa Park
Dass der Legopark in Günzburg den höchsten Eintrittspreis verlangt, schockt auf den ersten Blick, hat aber einen sehr cleveren Hintergedanken. Durch Gutscheine, die ohne Aufwand zu bekommen sind, können zwei Personen für den Preis einer Person den Park besuchen, da freut sich der Kunde, welcher den Park ja quasi zum halben Preis bekommt, aber noch mehr freut sich der Park, der dieses Verhalten natürlich fest in Preis mit eingerechnet hat und so mehr Gäste hat, die im Park Geld ausgeben. Natürlich könnte man jetzt meinen, das ist fies gegenüber denen, die keine Gutscheine mitbringen, doch mal ehrlich, wer sich dafür zu bequem ist, der hat es auch nicht nötig, das Geld zu „sparen“, denn der kauft sich auch gleich noch einen Expresspass dazu. Der grösste Vorteil dieser Taktik, und der angekündigte Unterschied zur Europa-Park-Strategie, ist die Möglichkeit in besucherschwachen Zeiträumen mehr Gutscheine zu streuen und eine gute Parkauslastung zu gewährleisten. Eine Methode die sichtlich gut funktioniert.

Madame Tussaud kann zu zweit "billiger" besucht werden
Lösen wir uns mal von Deutschland und blicken nach Skandinavien, im weltbekannten Tivoli mitten in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen entstand schon vor unserer Zeit ein früher sehr weit verbreitetes Preismodell, natürlich benannt nach dem berühmten Stadtpark. Das Tivoli-Prinzip besteht aus einem meist moderaten Eintrittspreis, welcher direkt am Parkeingang verlangt wird, und einer Gebühr für jede Fahrt auf einer der Attraktionen. Mittels eines Ticketsystems, ein Ticket kostet 25 dänische Kronen, pro Bahn werden ein bis drei Tickets verlangt, ist es problemlos möglich, ohne grosse Kosten auch nur mal eine Fahrt zu geniessen. Für Vielfahrer, wie die meisten Leser hier es sein sollten, gibt es ein Armband, Wristband oder Akband, was nebenbei bemerkt immer dasselbe bedeutet, für den Preis von drei bis vier Fahrten. Doch wieso dieser Aufwand, wenn man mit einem Komplettpreis weniger Kosten und vermutlich sogar mehr Einnahmen hätte?

Der Ursprung der Freizeitparks schlechthin
Die skandinavischen Parks haben bei der Bevölkerung einen ganz anderen Stellenwert, was wäre das in Deutschland für ein Theater, mitten in der Stadt ein Freizeitpark, der noch bis weit in die Nacht geöffnet hat! Okay, verständnisvolle Bürger, wie sie beispielsweise in der Stadt Brühl leben, würden so etwas sehr wohlwollend entgegenblichen, aber die sonstige Bevölkerung? Spass beiseite. In Skandinavien geht man nicht nur wegen den Achterbahnen in die Parks, die Tivolis oder auch Liseberg sind ein fester Bestandteil des Nachtlebens, was durch grosse Konzerte mit teilweise noch grösseren Namen immer wieder bestätigt wird. Und ich kann an dieser Stelle jedem empfehlen, mal an einem Konzerttag, in Kopenhagen üblicherweise der Freitag, einen dieser Parks zu besuchen, es ist ein unglaubliches Erlebnis.

In Gröna Lund herrscht das Tivoli-Prinzip
Ein Park in Übersee hat viel mehr als nur das Eintrittspreismodell von Tivoli übernommen, doch dazu vielleicht mehr in einem anderen Artikel. Das Disneyland, welches früher eine Ähnliche Preisstrategie praktizierte, ist auch der Ursprung des Begriffs „“E-Ticket Ride“. Da dort nicht wie in Tivoli jede Bahn mit den selben Tickets sondern mit verschieden teuren Tickets bezahlt werden musste, wurden diese Tickets von A bis E durchalphabetisiert. Ein A-Ticket war für die kleinen Freuden, Kinderkarussell oder Bötchenfahrt, die E-Tickets dagegen für die neusten und modernsten Attraktionen, die man bisher so kannte. Übrigens wurde das E-Ticket erst mit der Eröffnung vom Matterhorn Bobsled eingeführt, da diese Attraktion so Atemberaubend war, dass sie nicht einfach mit einem D-Ticket, welches drei Jahre früher das A,B und C Ticket ergänzte, bezahlt werden konnte. Das „F-Ticket“ schaffte es nie über eine Testphase hinaus, wohl auch weil das „F“ auch in der englischen Sprache für falsch steht.

Disney hat einen radikalen Systemwechsel hinter sich
Heute ist Disney von dieser Idee weggekommen und setzt seitdem nur noch Massstäbe mit schwindelerregenden Ticketpreisen. Doch trotz Beträgen weit über dem Doppelten des in Deutschland verlangtem Preises sind die Disneyparks so gut besucht wie nie zuvor. Das liegt wohl hauptsächlich am Ruf der Parks, wenn Disney besucht wird, sind die Kosten egal, man gönnt sich ja sonst nichts und bekommt garantiert was geboten, höchste Qualität zum höchsten Preis. Und wennschon, auch wenn der Eintrittspreis billiger wär, wir würden am Ende trotzdem mehr Geld bei der Maus lassen, als wir eigentlich geplant haben, den Keiner krallt sich unsere Kohle auf eine sympathischere Art als Disney!

Ein Rehntier in der Wüste, Preiswahnsinn mal ganz anderst
Natürlich gibt es noch viele weitere Preismodelle, die alle von den vorgestellten abstammen, so verlangt beispielsweise Linnannmäki in Helsinki gar keinen Eintrittspreis oder in Bakken bei Kopenhagen darf jede Bahn höchstens zehn Mal gefahren werden. Doch ein persönliches Erlebnis am Ende sei mir noch gestattet. Im Saqr Park, einem mit Stacheldraht umzäunten Park irgendwo in den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es einen kleinen Rehntiercoaster von Zamperla zu fahren. Nach dreissig Minuten Wartezeit, nein es war nicht so voll, es war Mittagspause, kam dann auch mal der pakistanische Ride-Operator, führte uns von der Bahn zu einem gut 50 Meter entfernten Kassenhäuschen, schloss dieses auf, öffnete das Fenster und verkaufte uns die wohlbemerkt nicht nummerierten Tickets. Dies wär ja alles ganz normal, würde der freundliche Herr nicht danach gleich wieder das Fenster und das Häuschen schliessen, uns die Tickets wieder wegnehmen und in Müll werfen, um uns danach wieder zur besagten Bahn zu führen, die wir danach endlich fahren durften. Dieses Preissystem nennt man dann wohl übertriebene Bürokratie.
Zweiteres Problem wären bspw. die tollen „Familienpreise“, bei denen Kinder zwar relativ günstig sind, aber Erwachsene dafür umso teurer. Davon profitieren ausschließlich eben diese Familien mit Kindern im passenden Alter – Jugendliche, Singles und Familien mit älteren Kindern haben dafür die berühmte A-Karte gezogen.
Ich wollte noch was zu „teuren“ Preisen sagen:
Ich finde es ist wichtig zu beachten wie lang Parks öffnen und daraus die Stundenpreise abzuleiten:
Wenn man in Plohn von 10 bis 17 Uhr 21 Euro zahlt, kommt man auf 3 €/h.
Im EP für 10 bis (ca.) 19 Uhr kommt man auf ca. 4 €/h.
– und wenn man diese Preise (Beispiel großer und kleiner Park) auf Theater- und Kinopreise bezieht, und darauf, dass man den ganzen Tag Spaß haben kann, empfinde ich das System – und möchte damit dem Autoren des Artikels recht geben – als sehr preisgünstig und völlig in Ordnung, da zwei Stunden Kino mit 3D & Co. teilweiße 12Euro kosten, ein Musical für 3h in Berlin oder Hamburg ab 40 Euro oder ein Stadttheater für 1-3h 20 Euro bezahlt – da gehe ich doch lieber in einen Freizeitpark und nehme gleich ein Zwei-Tages-Ticket 😉
Beste Grüße!