Disney geht für sein sechstes Disneyland neue regionale Wege. Im Spätsommer 2015 soll im chinesischen Shanghai das vierte Disneyland außerhalb der USA eröffnet werden und hierfür hat Disney sich etwas überlegt, um die chinesische Bevölkerung für sich bzw. für den Park zu gewinnen. Damit die langwierigen Verhandlungen mit der chinesischen Regierung und das Investitionsvolumen von rund 24,5 Milliarden Yuan (2,6 Milliarden Euro) für den Park, sowie 4,5 Milliarden Yuan (480 Millionen Euro) für angrenzende Hotels, Restaurants und Geschäfte – getragen von der staatlich chinesischen Gesellschaft Shanghai Shendi Group und der Walt Disney Company – nicht vergebens sein werden, wird der Park nicht – wie sonst üblich – alleine die international bekannten Disneyfiguren und Merchandise-Artikel im Park, der im Viertel Chuansha der südchinesischen Hafenstadt gelegen ist, zeigen und einsetzen, sondern neben Mickey und Donald neue Freunde aus der örtlichen „Szene“ den Gästen präsentieren. Damit will man die angepeilten 7,3 Millionen Besucher pro Jahr anlocken. Heimische Comic-Stars wie Xi Yangyang und Huitailang – das „liebe Schaf“ und der „böse Wolf“ – werden sich zu den üblichen Charakteren gesellen, wodurch dieses Disneyland sich von den anderen abgrenzen und zu etwas Besonderem und Regionalem wird.
Dazu sagte Disney-Chef Robert Iger bei einem Besuch im Reich der Mitte: „Es muss aussehen und sich anfühlen wie ein chinesisches Disneyland. Es wird Dinge geben, die in unseren Parks sonst nicht vorkommen.“ Man irrt seiner Meinung nach, wenn man glaube, dass die Welt durch das Internet in einer Weltkultur vereinheitlicht wäre. „Das ist absolut nicht der Fall“, findet Iger. Oft sind Stimmen zu hören, dass dies eine Konsequenz aus der Akte „Hong Kong Disneyland“ wäre. Der Park schrieb erst 2012, dank stetiger Vergrößerung und dem dadurch resultierenden Besucherzahlenanstieg auf 6,7 Millionen Besucher, schwarze Zahlen. Schuld daran waren diverse Kontroversen und Probleme bei Themen wie Management, Tickets, teure Hotelpreise oder auch frustrierte und schlecht bezahlte Parkmitarbeiter, die sogar einmal den Aufstand übten. Iger zählte diese Probleme nicht einzeln auf, führte aber ein Beispiel aus Hongkong an, um aufzuzeigen, dass die Dinge in der chinesischen Kultur eben anders laufen. „Die Leute brauchen doppelt so lange zum Essen wie in Florida, Kalifornien, Paris und Tokio“, so Iger. Wenn Gäste also die doppelte Zeit im Restaurant säßen, ließen sich weniger Besucher durchschleusen. „Wir haben einfach nicht genug Möglichkeiten zum Essen geschaffen.“
In Shanghai, wo derzeit das weltweit größte und höchste Disney-Schloss gebaut wird, sollen diese Fehler und Missgeschicke nicht noch einmal gemacht werde. Elf Jahre lang musste verhandelt werden, bis die Bauarbeiten auf dem sieben Quadratkilometer großen Gelände der ostchinesischen Hafenmetropole beginnen konnten. „Es gab einige sehr, sehr große Komplikationen auf verschiedenen Ebenen, sei es finanziell, kreativ, logistisch, einfach überall“, berichtet Iger.
Es bleibt abzuwarten, ob das deutliche Zuschneiden der Marke Disneyland auf den chinesischen Markt den gewünschten Erfolg bringt und ihn durch die Erkenntnisse aus Hongkong – inklusive dem dort gezahlten Lehrgeld – zu einem ähnlichen Erfolg macht, wie beispielsweise das kalifornische Original.
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