Achterbahnen

Die beste Achterbahn der Welt* wird zehn Jahre alt.

verfasst von Flexrider

Auf den Tag genau vor zehn Jahren wurde in einem beschaulichen Wald nahe Hassloch in der Pfalz eine Achterbahn eröffnet, welche die deutsche Freizeitparklandschaft massgeblich veränderte. Zum 30. Geburtstag des Holiday Park beschenkte sich die Familie Schneider selbst mit der damals höchsten und schnellsten Achterbahn Europas, welche übrigens nur zwei Monate nach der grössten Holzachterbahn der Welt in Soltau in Betrieb ging. Und auch wenn das eher schlecht für eine Spassmaschine ist, gab es in den letzten 10 Jahren für die Expedition GeForce höhen und tiefen, wie bei einer Achterbahnfahrt.

Die legendäre Expedition GeForce vom Free Fall Tower aus gesehen

An einem regnerischen Montag wurde die Achterbahn der Öffentlichkeit präsentiert. Geplant und berechnet in der Schweiz und in München, gebaut im Westen der Slowakei, erhebt sich die 53 Meter hohe Konstruktion weit über die Baumwipfel. Es war die Sensation, der aus Platzmangel entstandene, fast senkrechte First Drop, die leicht überhängenden Kurven, die schier endlose Airtime auf den Bunnyhops – Fahrspass ohne Ende! Mit dem Kabellift, welcher von Intamin ein Jahr zuvor an Millenium Force in Cedar Point das erste mal eingesetzt wurde, wird der sieben-gliedrige Zug auf die Strecke geschickt. So schnell wurde in Europa noch nie ein Lifthügel erklommen. Doch neben all den technischen Neuheiten waren es auch einige Fahrgäste, die für eine ständige Präsenz in den Medien sorgten.

Seit neustem auch Fahrgast auf der Expedition GeForce: Biene Maja

Allen voran muss hier der unangefochtene King of Rollercoaster, Richard Rodriguez, genannt werden, welcher wohl mehr Zeit auf der Bahn verbracht hat, wie jeder andere Mensch. Während zwei Rekordversuchen sass er insgesamt 153 Tage in den Sitzen des orangenen Riesen, 49 Nächte davon verbrachte er sogar noch im Superwirbel. Was für eine Erholung! Ein anderer, nicht ganz so berühmter Fahrgast war eine Kubanerin, welche im Jahre 2005 steif und fest behauptet, durch eine Fahrt mit der EGF schwanger geworden zu sein. Nunja, das Kind existiert. Aber ob diese Schwangerschaft wirklich durch die Achterbahnfahrt zustande gekommen ist, darf bezweifelt werden.

Richard Rodruigez bei einer seiner Rekordfahren

Das grösste Medienecho erntete die Bahn neben der Eröffnung im Frühjahr 2005, als bekannt wurde, dass die Stahlkonstruktion nach der Feng Shui Lehre völlig falsch positioniert wurde und vier Jahre nach der Eröffnung um zwölf Meter Richtung Parkmitte verschoben werden soll. Dafür wurden eigens ein Dutzend Mönche aus dem nächsten Shao Lin Tempel nach Hassloch geholt, um für das richtige „Chi“ zu sorgen, während die 17 Autokräne die Anlage verschieben. Um die ganze Aktion zu unterstützen wurde sogar kurzerhand aus einem Rollercoaster-Forum ein Lollelcoastel-Folum im asiatischen Stil. Spätestens jetzt sollte jedem mitdenkenden Leser klar sein, dass die drei Millionen Euro teure Aktion nie stattgefunden hat und nur ein sehr gelungener Aprilscherz war.

Kurz vor der Verschiebung der Bahn am 1. April 2005.

Wie im Titel schon zugegebenermaßen leicht zynisch angedeutet wurde, bekam die Expedition der G-Kräfte über die Jahre zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter auch neunmal in Folge den Golden Ticket Award für die beste Achterbahn Europas. Besonders ausgiebig wurde auch die mehrmalige Wahl zur besten Achterbahn der Welt durch ein Fan-Voting vermarktet, wo die Bahn auch heute noch regelmässig auf einem Podestplatz zu finden ist. Ob dies nun gerechtfertigt ist, möge bitte jeder für sich selbst entscheiden.

Der grösste Teil der Strecke verläuft zwischen und über Bäumen

Leider gab es in den letzten zehn Jahren auch einige Tiefpunkte rund um die Bahn. Einer der harmlosesten war wohl der Saisonstart 2007, als die Bahn wohl doch noch etwas zu kalt für den Betrieb war und der Wagen es nicht durch die gesamte Strecke geschafft hat. Glücklicherweise konnte der Zug schnell geborgen und die Bahn am nächsten Tag geöffnet werden. Die folgenschwerste „Betriebsstörung“, neben einem gerissenen Stahlseil im Lift vor zwei Jahren, war ein gebrochener Achsbolzen, wodurch eine komplette Radeinheit, auch Bogie genannt, bei hoher Geschwindigkeit vom Wagen abfiel. Und auch wenn danach das Geschrei von wegen unzureichender Wartung gross war, wurde dies durch das Gutachten des TÜVs nicht bestätigt. Doch wer will an einem Jubeltag schon über solche Sachen sprechen.

Seit 2008 trägt die Bahn bigFM im Namen. Somit lautet die korrekte Abkürzung nun BFMEGF

Natürlich wird das zehnjährige Jubiläum der BigFM Expedition Ge Force (Zum Glück haben wir keine Zeichenbegrenzung für Namen) gebührend gefeiert und wir hoffen, um auf den einleitenden Vergleich einer achterbahnartigen Geschichte zurückzukommen, das die Schlussbremse noch lange nicht erreicht ist. Die EGF ist vielleicht nicht die beste Achterbahn der Welt, aber überdurchschnittlich gut ist sie auf alle Fälle. Hoffen wir, das es so bleibt. Und falls wir uns für die Bahn etwas zum Geburtstag wünschen dürften, wäre es ein Stationsdach.

In diesem Sinne: Happy Birthday EGF!

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Flexrider

7 Kommentare

  • Da wurde aber der eine oder andere weitere Zwischenfall (z.B. mit 2 aufeinander gefahrenen Zügen im Bahnhof) geschickt weggelassen im Artikel… 😉

    Aber is ja zum Glück alles glimpflich abgelaufen…