Freizeitparks

Ai Pioppi – Der „Do It Yourself“-Freizeitpark

verfasst von Mike

Wovon träumt wohl nahezu jedes Kind und jeder Freizeitparkfan? Richtig – von seinem eigenen Freizeitpark. Genau diesen Traum lebt der Italiener Bruno Ferrin nahe Venedig. Der fast 80-jährige hat im Juni 1969 quasi über Nacht das Restaurant Ai Pioppi eröffnet und fast genauso lange baut sich der Anhänger der Do -It-Yourself-Bewegung seinen „kleinen“ Freizeitpark auf dem umliegenden Grundstück. Sicherlich fragt sich jetzt so mancher: Er baut? Do It Yourself? Ganz richtig – er baut selber. Aber der Reihe nach: Ursprüng lich stellte er fest, dass viele Menschen anfangs sein Lokal nicht wahrnahmen, da es recht abgelegen im Wald lag. Quasi als Marketingaktion und als Anreiz für Familien kam ihm die Idee, Spielgeräte aufzustellen. Er fühlte sich immer schon der Do-It-Yourself-Bewegung, auch die Kultur der Amateure genannt, verbunden, deren Anspruch die Abkehr von der industriellen Massenfertigung hin zur eigenen Kreativitätsentfaltung und Gestaltung mit einfachsten Mitteln war, sowie die Umgestaltung und das Recycling von Werkstoffen. Daher kam es für ihn natürlich nicht in Frage, etwas zu kaufen, sondern er wollte es mit seiner eigenen Hände Arbeit erschaffen. So wurden nur ca. vier Wochen nach Eröffnung des Lokals die ersten Spielgeräte eingeweiht. Seither hat er die Anzahl er Geräte kontinuierlich erhöht. Aber nicht nur die Anzahl der Attraktionen ist gestiegen sondern auch das Ausmaß.Letztlich wurden seine Ideen immer ausgefallener und aufwändiger und das obwohl er nie eine technische Ausbildung genossen, sondern sich über die Jahre alles selbst erarbeitet und beigebracht hat. Trotzdem, so sagt er, mache er sich niemals Druck. Er baueimmer nur so viel und solange, wie er Lust hat. Das kann mal eine Stunde sein oder auch mal zwölf Stunden am Stück.

Der Vater des Parks bei seiner Arbeit

Ausgefallene Attraktionen gibt es in „Ai Pioppi“ zur Genüge

Alles ist selbst gebaut – eine erstaunliche Leistung

Auf diese Weise ist der Park im Laufe der Zeit auf ungefähr 50 Spiele und Fahrgeschäfte angewachsen. Seine Inspirationen sucht er immer wieder in der Natur: Er beobachtet Bewegungsabläufe von Pflanzen und Tieren und entwickelt daraus in seinem Kopf Spiele. Passend dazu werden fast alle Geräte nur durch die Muskelkraft der Gäste angetrieben. Lediglich der Schlitten seines achterbahnähnlichen Katapultes funktioniert mit einem Motor. Auch alle Sicherheitsvorkehrungen wie Haltebügel funktionieren rein mechanisch und kommen ohne jede Elektronik aus. Trotzdem – oder deswegen? – gab es in über 40 Jahren nicht einen einzigen Zwischenfall oder Probleme mit der Sicherheit, was einmal jährlich durch einen unabhängigen Sicherheitsbeauftragten überprüft und Jahr um Jahr für gut befunden wird. Seit einigen Jahren wird Bruno Ferrin von seinem Schwiegersohn Stefano tatkräftig unterstützt, da er altersbedingt nicht mehr alles alleine bewältigen kann. Nach seinem Ableben würde Ferrin es gerne sehen, dass der Park genauso weiterläuft, wie er ihn all die Jahre betrieben hat. Aber er weiß auch, dass seine Nachfolger ihn nur führen und daran Spaß haben können, wenn sie es nach eigener Überzeugung und Sichtweise tun – genau wie Bruno selber es immer gemacht hat.

Der Gründer des „Do-It-Yourself“-Parks Bruno Ferrin

Bildquellen: Ai Pioppi, Video „Ai Pioppo“ Vimeo.com

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Mike