Den heutigen Artikel möchte ich einem kleinen Freizeitpark in San Antonio, Texas widmen, der in Zeiten der Asien Gigantomanie und immer neuen Achterbahn Rekorden, leider viel zu wenig Beachtung erhält. Aber um die Geschichte hinter dem Park zu verstehen, muss man erst die 17 jährige Morgan Hartman kennen lernen. Morgan ist ein kontaktfreudiges und warmherziges Mädchen, dass jeden mit einem Lächeln begrüßt und Musik, Kinofilme und ihre beiden Haustiere liebt. Ein typischer Teenager eben. Nur manchmal wirkt sie sehr nachdenklich. Immer dann, wenn sie sich wünscht „ein anderes Kind“ zu sein. Morgan leidet seit ihrer Geburt an kognitiven Einschränkungen und kann weder die simpelsten Rechnungen lösen, noch vollständige Sätze bilden.
Während einen Sommerurlaubs im Jahr 2006 beobachtete Morgans Vater Gordon Hartman, wie sie im Hotelpool plantschte und den Kontakt zu anderen Kindern suchte. Aber obwohl diese nicht abgeneigt waren und ebenfalls mit Morgan spielen wollten, kam der Kontakt irgendwie nicht richtig zustande. Als Gorden das Treiben am Pool still weiterverfolgte, fing er an nachzudenken. Wäre es nicht wundervoll eine sichere Umgebung für besondere Menschen zum entspannen und spielen zu erschaffen? Es wäre ein Ort voller Verständnis und Integration. Gäste mit besonderen Bedürfnissen würden dort alles finden was sie an Themenparks lieben. Und natürlich müsste der Park auch Besucher ohne Handicaps ansprechen und verzaubern. Für Morgen und tausende andere wäre dieser Park ein wahres Wunderland.
Um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen, gründete Gordon 2007 die „Gordon Hartman Family Foundationen“ mit einem Eigenkapital von knapp einer Million USD und begann Spenden zu sammeln. Den weiteren Verlauf konnte sich aber selbst der Philanthrop Hartman nicht erträumen. Nur zwei Jahre später begannen bereits die Bauarbeiten an einem 10 Hektar großen und 34 Millionen USD teurem Non-Profit Freizeitpark. Die offizielle Eröffnung von „Morgan’s Wonderland“ erfolgte im April 2010 und obwohl kein einziger Cent in die Werbung gesteckt wurde, besuchten über 100.000 Personen aus 47 Staaten und 13 Ländern den Park in seiner ersten Saison. Zu den Stammgästen zählen Personen mit Autismus, orthopädischen Benachrichtigungen, Entwicklungsverzögerungen und Anfallsleiden. Drei von vier Besuchern haben keinerlei Behinderungen.
Das sich unter den 20 Attraktionen des Freizeitparks keine gigantischen Achterbahnen befinden, versteht sich von selbst. Dafür beginnt die Barrierefreiheit in Morgan’s Wonderland dort, wo Branchengrößen wie Disney, Universal und SeaWorld längst die Puste ausgeht. Wirklich jede einzelne Attraktion ist zu einhundert Prozent für Menschen mit physischen oder mentalen Beeinträchtigungen geeignet. Zu den Highlights zählen eine Off-Road Rally, ein Karussell, ein Wasserspielplatz und ein Disney typischer Bummelzug aus den 1930ern. Es gibt aber auch Attraktionen die man wohl in keinem anderen Freizeitpark finden würde. Wie zum Beispiel den gerade bei autistischen Kindern sehr beliebten Sitzgarten mit Piraten Thematisierung – Ein ruhige und fast schon meditative Enklave inmitten des bunten Treibens.
In einer anderen Ecke des Parks stehen normale Spielplatz-Schaukeln Seite an Seite mit Rollstuhl-Schaukeln. Auf einer der letzteren trifft man auch die neun jährige Kriste mit ihrem Vater. „Sie kann nicht sprechen,“ erzählt er, „aber man sieht ihr deutlich den Spaß an.“ Where Everyone can play“ lautet das Motto von Morgan’s Wonderland. Dem Freizeitpark eines 17 jährigen Mädchens, das sich nichts auf der Welt mehr wünscht, als das jeder mit besonderen Bedürfnissen, jung oder alt, gesund oder krank, von diesem Ort berührt wird.
Pictures: Copyright Morgan’s Wonderland
*seuftz* ;( Sehr schön 🙂
Wahnsinn´s Artikel!
Dass es solche Orte gibt ist einfach phänomenal.
Hut ab vor Mr. Hartman.
mich hat es auch berührt, Hut ab und Respekt, sollten mehr Menschen so eine Einstellung haben, traumhaft!!