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Neuheiten-Check: New Texas Giant

verfasst von Flexrider

Bei ihrer Eröffnung vor 21 Jahren war sie der ganze Stolz des ältesten Six Flags Parks, Six Flags Over Texas in Arlington bei Dallas. Sie ist eine der grössten Holzachterbahnen, die je gebaut wurden, und war bis zu ihrer Schliessung gegen Ende der Saison 2009 einer der Eye catcher in der Skyline des Parks. Leider war der Glanz vor allem in den letzten Betriebsjahren auf das optische beschränkt, denn wie bei vielen anderen Wooden Coaster ihrer Grössenordnung liessen die Fahreigenschaften sehr zu wünschen übrig, weshalb die Fahrt statt Spass und Adrenalin eher Schmerzen und blaue Flecke bescherte. Nun, pünktlich zum 50. Jubiläum, beschenkt der Park sich und seine Besucher mit einer in diesem Ausmass noch nie da gewesenen 18 Monate dauernden Umbaumassnahme. Das Holzgerüst wurde soweit möglich erhalten, doch die Schienen wurden komplett durch leuchtend rote Stahlträger ersetzt.

Kurz vor dem First Drop

Es ist schon erstaunlich, das Six Flags sein Geld nicht in eine neue Achterbahn investiert, mit den 10 Millionen Dollar Umbaukosten hätte man sich eine schöne neue Bahn bester Qualität kaufen können. Man könnte fast meinen, Six Flags scheint sich dem historischen Wert des Texas Giant bewusst zu sein. Sarkasmus beiseite. Natürlich folgt der rote Schienenstrang nicht dem ursprünglichen Layout, man hat sich lediglich daran orientiert. Zudem hat man sich die Möglichkeiten die eine Stahlschiene bietet zu nutze gemacht, und einige interessante Elemente eingebaut, die jedes Achterbahnvernarrte Herz höherschlagen lassen. Das neue Layout ist ein abwechslungsreicher Kurs aus waghalsig gebogenen Kurven, unglaublich steilen Abfahrten und Airtime satt!

Airtime satt auf dem Hybrid-Coaster

Doch nicht nur die Stecke hat ein komplettes Makeover bekommen, auch die Station und die Züge wurden erneuert. So startet man nun in einer Mischung aus Viehstall und Werkstatt. Viele kleine Gags, wie gackernde Hühner, wenn jemand im Hühnerstall, dem Warteplatz für Zuschauer, steht, wurden so kreativ umgesetzt, das man fast meinen könnte hier wären Disneys Imagineers am Werk gewesen. Ein weiteres Highlight des New Texas Giant sind die Cadillacs, welche als Züge herhalten müssen. In Schwarz, Blau und Rot und natürlich mit einem Bullenhorn auf der Kühlerhaube hat Gerstlauer eine optisch ansprechende und gleichzeitig sehr bequeme Möglichkeit geschaffen, auf wilde Fahrt zu gehen. Was für die Holzachterbahn-erprobten Amerikaner aber noch etwas gewöhnungsbedürftig ist, sind die fehlenden Beckengurte, doch genau das verringert auch die Abfertigungszeit merklich.

Die ungewöhnlich steile Abfahrt

Der Ritt beginnt ganz gemächlich, in einer langgezogenen Rechtskurve biegt die Limousine in die Strasse, ähh auf den Lifthill ein. Nach nur wenigen Sekunden und einer schönen Aussicht auf Titan und Oil Derrick, den Aussichtsturm des Parks, verkündet ein kleines, leicht übersehbares Schild das es jetzt nur noch abwärts gehe. Und welch wunder, es hat recht. Der 79° steile First Drop raubt einem den Atem und in den hinteren Reihen auch noch die Bodenhaftung, über eine kleine Kuppe geschossen fährt der Cadillac in die erste Steilkurve ein, in die zweite noch steilere und in die dritte mit 95° Neigung die steilste, bevor es auf ein kurzes gerades Stück zum verschnaufen geht. Die nun folgende Blockbremse, welche aber keine Anstalten macht gross abzubremsen, wird von einem Mitarbeiter bewacht, als würde jemand auf die Idee kommen bei 70 km/h den Zug für einen kleinen Spaziergang im Gebälk zu verlassen. Aber Sicherheit geht vor, verrücktes Amerika!

Der Cadillac rast über die knallrote Strecke

Nachdem man dem Wachposten zu gewunken hat, taucht man schon ab in die nächste halsbrecherische Kurve, auf die viel Airtime und ein kleiner Abstecher am Stationsgebäude vorbei folgen. Haken schlagend, wie man es sonst nur von Hasen auf der Flucht kennt, erreicht der Zug den ersten der drei Tunnels, die leider den Tiefpunkt der gesamten Anlage bilden. Hässliche, quietsch bunte LED-Lichter verwandeln die Dunkelheit in eine absolut unpassendes 70er Jahre Disco, wenigstens der Wassernebel sorgt für eine willkommene Abkühlung im heissen Texas. Nach einigen letzten Hüpfern erreicht man mit einer Kurve, welche wohl vergessen wurde zu neigen, die sanften Magnetbremsen am Ende der Fahrt. Lautes Hupen kündigt die einfahrt in die Station ein, begleitet durch das Six Flags typische „How was the Ride?“ Geschreie durch die Lautsprecher.

Zwei der drei Züge

Selbst der überzeugteste Woodie-Fan wird nach dieser Fahrt sagen, dass der Bahn nichts besseres hätte passieren können. Rocky Mountain Construction ist mit dem Re-Tracking des New Texas Giant ein Meisterwerk gelungen. Nun können wir nur hoffen, dass andere Parks dem Beispiel folgen werden und ihre teilweise unzumutbaren Holzachterbahnen neu einkleiden lassen. Ich hätte da ein paar Wunschkandidaten. Zum Gigant in Arlington kann ich nur sagen, dass Over Texas wieder eine traumhafte Achterbahn (zurück-)bekommen hat, welche locker fünf Sterne wert ist. Wenn man was schlechtes an der Bahn finden will, muss man schon mit der Lupe suchen.

New Texas Giant
Six Flags Over Texas
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