„Impossible is just a word, the most ridiculous I’ve ever heard“ – scheint angesichts dem grenzenlosen Ehrgeiz von Proyectos Emblematicos Murcianos SA, besser bekannt als Premursa, die Organisation hinter dem geplanten Paramount Park und Lifestyle Center in Murcia, ihr Motto zu sein. Bereits seit Februar 2010 ist das derzeit größte Freizeitparkprojekt Europas in den internationalen Medien und musste sich schon von Beginn an Kritik und Problemen stellen. Im krisengebeutelten Spanien wollte man bis 2015 zur Eröffnung des Resorts etwa 1,1 Milliarden Euro in das Bauvorhaben investieren. Als Vorzeigeprojekt Spaniens soll es den Aufbruch in eine neue Wirtschaftsepoche markieren. Kein Wunder, so würden über 22.000 Arbeitsplätze während der Bau- und Betriebsphase geschaffen und (laut Plan) jährlich etwa drei Millionen zahlungswillige Touristen in die Urlaubsregion Murcia an der Costa Cálida gelockt werden.
Paramount scheiterte schon einmal in Spanien
Was auf dem Papier gut klingt, vermag aber nicht immer Erfolg versprechen. Nur knapp 100 Kilometer nordöstlich des Milliardenprojektes befindet sich der Freizeitpark Terra Mítica, der einst von Paramount geleitet wurde. Ein Jahr nach dessen Eröffnung beteiligte sich die amerikanische Produktionsfirma an dem Freizeitpark und leitete ihn fortan mit dem Zusatz a Paramount Park. Paramount stieg jedoch 2004 aus dem Projekt wieder aus und verkaufte die eigenen Anteile an die Region Valencia. Ein zu geringer Andrang sowie die hohen Baukosten und die daraus resultierenden Schulden führten letztendlich zu der Insolvenz des Parks. Nur durch den Verkauf angrenzender Grundstücke konnten die Schulden gedeckt und erste Gewinne erzielt werden. Doch noch immer befindet sich Terra Mítica in der Krise, erst im Sommer 2012 wechselte das Gelände zum wiederholten Male den Eigentümer und wird nun von der Aqualandia-Gruppe, die mehrere Wasserparks in Spanien besitzt, geleitet. Ist die Kritik an den Erfolgsaussichten des Paramount Parks und des Lifestyle Centers in Murcia also berechtigt?
Holpriger Start für das Milliardenprojekt in Murcia
Schon bei der offiziellen Ankündigung im Oktober 2011 fehlte zur Umsetzung des Projekts rund die Hälfte des veranschlagten Budgets. So markierte dies den Start einer endlos langen, noch immer andauernden Investorensuche. Im März des Folgejahres konnte Premursa dann den ersten Teilerfolg verbuchen. Etwa zwei Drittel des geplanten Geländes, mehr als 1.000.000 Quadratmeter, wurden gekauft und das noch verbleibende Drittel sollte nur kurze Zeit später den Besitzer wechseln. Jedoch ist das Areal mit hohen Schulden belastet und durfte somit nach spanischem Recht nicht weiterverkauft werden.
Am 31. Mai 2012 vollzog man dann die obligatorische Grundsteinlegung und zeigte allen Zweiflern zum Trotz, dass das Projekt doch noch vorangeht und nicht, wie mehrfach vermutet, auf Eis gelegt wurde. Nur wenige Wochen später wurde bekannt, dass noch immer 450 Millionen Euro fehlen und man auf eine Zusage des spanischen Finanzministeriums warte. Dieses sollte einen 15-Millionen-Kredit mehrerer Banken genehmigen, womit der Baustart noch im Oktober desselben Jahres gesichert gewesen wäre. Daraus wurde aber nie etwas und rund um die Baustelle wurde es erneut still.
Rettet das neue, kleinere Konzept das Projekt?
Im Januar 2013 wurde dann auf der Internetseite von Premursa ein neues Präsentationsvideo des Projekts hochgeladen. Zur Überraschung Vieler wurden darin ein deutlich verkleinertes LifeStyle Center, das nun in mehreren Bauphasen erweitert werden soll, sowie weniger Attraktionen im Paramount Park angekündigt. Die überarbeitete Version des Projekts erforderte nun nur noch eine Gesamtinvestition von knapp 500 Millionen Euro – eine Maßnahme, die endlich zur Umsetzung des Resorts führen sollte. Drei Monate später, im April 2013, wartete man wohl nur auf die Genehmigung der neuen Pläne durch die lokalen Behörden in Alhama de Murcia, sodass man mit dem Start der Bauarbeiten im Oktober des Jahres hätte beginnen können. Im September zeigte sich aber, dass die Finanzierung noch immer nicht geklärt war, da Paramount Pictures, die zuvor nur als Lizenzgeber fungieren wollten, zu einem geringen Teil nun doch in den Bau des Entertainment-Areals investierten und etwa vier Prozent der Anteile aufkauften.
Wie steht es heute um das Projekt?
Fast zweieinhalb Jahre nach der ersten, offiziellen Ankündigung zeigt sich Jesús Samper, Investor und Chef von Premursa, zuversichtlich, das Projekt endlich umzusetzen. Man befinde sich derzeit in Gesprächen mit acht ausländischen Firmen, die bereit sind, das Projekt finanziell zu unterstützen. Er hofft bis Juni zwei Drittel des Budgets gesichert zu haben, sodass, zusammen mit den Verkäufen der Laden- und Bauflächen des Lifestyle Centers, die gesamte Investitionssumme der ersten Bauphase abgedeckt ist. Mit einem baldigen Baustart ist aber trotzdem nicht zu rechnen, denn die lokalen Behörden können dem Projekt nicht in vollem Umfang grünes Licht erteilen. Premursa befindet sich nämlich bis heute noch immer in Gesprächen mit dem Eigentümer zweier Flächen im Bereich des Lifestyle Centers. Auch hat man es versäumt, einen Environmental Impact Plan (deutsch: Umweltverträglichkeitsplan) pünktlich bei den Behörden einzureichen, sodass sich deren Entscheidung noch weiter verzögern wird.
Was genau ist geplant?
Auf insgesamt 150 Hektar wollte man ursprünglich einen Freizeitpark, der dem Disneyland in Paris würdige Konkurrenz bieten sollte, sowie ein LifeStyle Center mit sieben Hotels, Shoppingstraßen, Bars und Restaurants eröffnen. Das LifeStyle Center sollte vor allem für Firmen einen perfekten Ort für Tagungen und Veranstaltungen bilden. Einrichtungen wie das geplante Casino oder das gigantische Auditorium hätten die Attraktivität des Viertels auch bei den normalen Touristen und Einwohnern gesteigert. Seit man aber im Januar 2013 den Masterplan verringert hat, ist nicht mehr abgesichert, ob alle Gebäude realisiert werden. Auch der Paramount Park leidete etwas unter der Neustrukturierung des Projekts. Mehrere fest geplante Attraktionen wie Titanic – The Exhibition oder ein Indoorspinningcoaster im Sci-Fi-Bereich des Parks sollen nun erst einmal nicht mehr gebaut werden. Ansonsten ist der Freizeitpark aber eher glimpflich dem Rotstift entkommen. So soll der Park weiterhin fünf umfangreiche Themenbereiche mit einer großen Auswahl an Attraktionen und Shops erhalten, die wir euch jetzt ausführlich vorstellen wollen.
Paseo Paramount – Ein Eingang ganz nach dem Disney-Prinzip
Bereits die Mainstreet des Parks wird riesig und soll zahlreiche Shops und Restaurant beherbergen. Für Entertainment ist in diesem Bereich ebenfalls ausreichend gesorgt: So soll unter anderem abends eine Parade den Boulevard durchqueren und der Brunnen am Ende der Straße kann eine Wasser- und Lichtshow abspielen. Im größten Theater des Parks, das sich ebenfalls im Paseo Paramount-Bereich befindet, wird mehrmals am Tag eine Show gezeigt, die die größten Songs aus den bekannten Paramount-Filmen würdigt. Klingt alles fast so, als hätte Walt Disney höchstpersönlich hier die Finger im Spiel gehabt. Kein Wunder, denn mit dem Park orientiert und inspiriert man sich an den erfolgreichsten Themenparks der Welt, unter anderem auch an den Disneyländern. So würde das größere der beiden Parkhotels seinen Übernachtungsgästen direkten Zugang in die Mainstreet des Parks und weitere exklusive Vorteile bieten.
Adventure City – Actionreiches Vergnügen
Dieser Bereich erscheint auf den ersten Blick sehr kunterbunt durchgemischt, soll aber Erwachsene, insbesondere Männer, als Zielgruppe ansprechen. Bereits beim Essen soll es, laut den Planern, genug Action geben, denn die Osteria Corleone kennen manche sicher aus der Pate-Filmreihe und das zweite Lokal des Bereichs versetzt Gäste in die Zeit von Grease zurück. Ein moderneres Thema soll das Attraktionshighlight des Parks erhalten, welches sich die Spiderman– und Transformers-Technik zu Nutze machen würde. Mission Impossible 4D, so der Projektname des Darkrides, wäre eine spektakuläre Europaneuheit, die potenziell sehr viele internationale Gäste anlocken könnte. Platz für Erweiterungen gibt es in dem Bereich genügend, sodass man die inzwischen verworfene Titanic-Attraktion im Zuge späterer Bauphasen noch realisieren könnte.
Rango’s West – Mit einer Eidechse den Wilden Westen erleben
Der flächenmäßig größte Themenbereich wird auf eine etwas unbekanntere Lizenz, die aber laut Premursa sehr viel Potential bietet, setzen. Rango ist ein computeranimierter und oscarprämierter Spielfilm aus dem Jahr 2011, in dem der Titelheld für Recht und Ordnung im Wüstenstädtchen Dreck sorgt. Dem geplanten Bereich liegt ein weiteres Disneykonzept zu Grunde, denn man schrumpft die Besucher auf Spielzeug- beziehungsweise in diesem Fall Chamäleongröße und lässt sie eine neue Welt erkunden. Übergroße Benzinkanister, Holzfässer und Glasflaschen sollen dem Areal einen einzigartigen Charme und unverwechselbare Atmosphäre verleihen. Des Weiteren war es den Initiatoren wichtig, einen Westernbereich in den Park zu integrieren, da Westernfilme einen großen Teil von Hollywood und der Filmindustrie ausgemacht haben. Vor allem Familien würden in dem Areal vieles zu erleben haben. Ein 4D-Kino, ein Rafting sowie zahlreiche Kinderattraktionen bilden ein ausgewogenes Attraktionsangebot, dessen Highlight eine familienfreundliche Achterbahn werden soll.
The Enchanted Forest – Magie für Groß und Klein
Der vierte Bereich des Paramount Parks ist in mehrere Gebiete unterteilt, die alle von Magie und Zauberei handeln.
Zuerst betritt man das Areal rund um einen Klassiker von Tim Burton: Sleepy Hollow mit Johnny Depp. Die dort befindliche Attraktion soll in etwa mit den Terminator-Liveshows aus den Universal Parks vergleichbar sein und Gästen das Gefühl vermitteln, der kopflose Reiter wäre mit ihnen im Saal. Dem schließe sich das aus Der Sternwanderer bekannte Dorf Stormhold an, das mehr Attraktionen und Karussells sowie Shows und Imbisse beinhalten würde. Der Wizard Workshop, eine interaktive Show, soll den Gästen die Magie und Zauberei näher bringen und erinnert uns ein wenig an das Zauberstab-Erlebnis des Ollivander-Shops in den Islands of Adventure. Das zweite, äußerst spannende Attraktionsprojekt des Parks befände sich im dritten Teilbereich des Enchanted Forests, der sich voll und ganz dem Universum der Spiderwicks widmet. Der interaktive Darkride soll The Spiderwick Chronicles: Magical Mayhem heißen und scheint anhand der Artworks eine schienenlose Technik zu verwenden. Außerdem bietet das Spiderwick-Areal noch eine Kinderachterbahn, Spielplätze und weitere Attraktionen, die bei den Jüngeren Anklang finden sollen.
Eingegrenzt wird der für Südspanien spektakulär bepflanzte Bereich vom zweiten Hotel des Resorts. Dieses verfolgt das Thema Magie weiter und soll auch einen direkten Parkzugang erhalten.
Plaza Futura – Mit Mr. Spock & Co in die Zukunft
Dieser Bereich soll laut den Prognosen von Premursa die Leute nach Murcia und in den Park locken. Eine große, äußerst bekannte Lizenz und weltklasse Attraktionen lassen die Verantwortlichen so große Töne spucken. Die Rede ist von Star Trek. Für viele der kleine Bruder von Star Wars, für viele andere aber eben nicht, was nicht zuletzt auch die beiden modernen und äußerst erfolgreichen Verfilmungen von JJ Abrams eindeutig bewiesen haben.
Zwei Attraktionen bilden den Kern des Areals: Der geplante 30 Meter hohe Launchcoaster eines nicht kommunizierten Herstellers mit Inversionen, Twists und Turns fungiert als Wahrzeichen des gesamten Parks. Ein Simulator, der Disneys Star Tours 2 mit ähnlichem Konzept die Stirn bieten soll, könnte der Großachterbahn jedoch die Show stehlen. Der Zukunftsbereich ist aber auch für alle Ängstlichen sehenswert, da er über beeindruckende Architektur und abwechslungsreiche Gastronomie verfügen soll. Genügend Platz für zukünftige Erweiterungen bietet das Areal auch, weil Attraktionen zu Krieg der Welten im Zuge der Konzeptverkleinerung wieder verworfen wurden.
Eines ist jedenfalls angesichts dieser Pläne sicher: sollte es jemals zur Umsetzung des Projekts kommen, wird der Paramount Park Europas Parklandschaft hervorragend bereichern. Ob man aber jemals den prognostizierten Erfolg erreichen wird, ist eher fraglich. Es wäre jedenfalls nicht das erste vielversprechende Parkprojekt, das nach der großartigen Ankündigung für immer in der Planungsphase stecken bleiben würde.
Copyright Bilder: Premursa, Vicreate, ThemeParkZone.es, Premursa