Sommerrodelbahnen sind ein beliebter Zeitvertreib in Alpenregionen. Doch vor gar nicht so langer Zeit kamen gleich mehrere Hersteller auf die Idee, das Erlebnis zu verbessern. Die bisherigen Sportanlagen waren durch die Gefahr bei zu hoher Geschwindigkeit oder Ungeschick aus der Wanne zu fliegen eher weniger für Laien interessant, beziehungsweise bedarf etwas an Übung. Die Idee: Die Sommerrodelbahn, also eine Streckenführung den Berg hinab, wo man die Geschwindigkeit individuell steuern kann mit den Vorteilen einer Achterbahn verbinden. Der Alpine Coaster ist geboren.
Durch die richtigen Schienen und mehrere Räderpaare, welche eben diese Schiene umklammern, sind hohe Geschwindkeiten möglich, ohne Gefahr zu laufen, aus der Bahn zu kommen. Das erfordert zwar weniger Können, dafür kann der Thrill-Fan ohne jegliche Bremsung das Maximum an Geschwindigkeiten aus der Bahn holen. Durch die Sicherung eines Gurtsystems und die Achterbahnschienen kann sogar bei so genannten Jumps kurze Airtime auftreten, ohne das der Schlitten abhebt.
Grundsätzlich sind die meisten gebauten Alpine Coaster vom deutschen Hersteller Wiegand. In Deutschland befinden sich riesige Anlagen wie der Hasenhorncoaster in Todtnau. Andere Betreiber wurden etwas erfinderisch, so findet man mitten in Bottrop auf einer ehemaligen Industriehalde und zum alpin center gehörig eine wenn auch eher kleine Alpine Coaster-Anlage. Nicht weniger außergewöhnlich ist die Platzierung auf einer Kali-Halde; östlich von Nürnberg kann man hier das schienengeführte Abenteuer wagen. Durch den recht losen Untergrund hat man die Stützkonstruktion an Stahlseilen befestigt, welche den durch die Bahn in Anspruch genommenen Teil des Hügels überspannen.
Alpine Coaster stehen meistens für sich oder in Skigebieten und müssen einzeln bezahlt werden. Dabei sind Preise beginnend bei 3€, bis zu 15€ die Norm. Positiver Ausreißer ist der Trapper Slider im Fort Fun im Sauerland. In diesem Freizeitpark ist die Fahrt bereits im Eintrittspreis inkludiert und der Besucher kann den Alpine Coaster wie jede andere Attraktion nutzen. Bei kleineren Anlagen gibt es oft Kabellifte, welche die Bobs samt Insassen auf den Gipfel bringen, in manchen Skigebieten und vor allem bei großen Bahnen werden auch Schlepplifte benutzt, bzw. die Schlitten werden in Kabinen transportiert.
Andere Hersteller als Wiegand sind zum Beispiel Brandauer, deutlich seltener anzutreffen und sehr unterscheidend von der Schienenform. Anstatt einer breiten Lauffläche fährt der Schlitten praktisch auf einem Stahlrohr: Ein Blech in der Mitte neigt die Wagen in den Kurven zur Seite. Andere schienengeführte Sommerrodelbahnen können Eigenkreationen sein. So fuhr bis letztes Jahr im schweizer Toboroule eine etwas wildere Variante, vom Betreiber selbst gebaut. Die Schiene an eine Leitplanke erinnernd zeichnete diese Bahn vorallendingen ihre relativ tiefen und steilen Abfahrten aus, mittlerweile wurde die Bahn abgebaut und hat ein etwas kurioses neues Zuhause gefunden. Ein anderes schweizer Dorf hat die Bahn zum Jubiläum gekauft und betreibt sie dieses Jahr für eine Saison weiter. Die Streckenführung wurde dabei leicht an die örtlichen Gegebenheiten verändert, der weitere Verbleib nach diesem Jahr ist allerdings ungewiss.
Eine Gefahr kann man allerdings auch nicht bei diesem recht sicheren System vermeiden. Denn das Risiko, dass ein schneller Raser auf einen gemütliche Fahrer auffährt, bleibt. Auch für denjenigen, der die Geschwindigkeit nutzen will und oft einen recht hohen Fahrpreis bezahlt hat, ist das durchaus ärgerlich. Doch zumindest für das Auffahrproblem hat Wiegand mit einer neuen Technologie für Abhilfe gesorgt. Alle 1,5 Meter sind Magnetbremsen auf der Strecke positioniert. Wenn der Mindestabstand von 25 Metern unterschritten wird, wird der schnellere Schlitten gebremst. Ebenso wird die Höchstgeschwindigkeit auf 40 km/h gesetzt. Vorher geschah das durch Fliehkraftbremsen unter dem Schlitten.
Leider können auch die bislang modernsten Mechanismen einen Faktor kaum bändigen: Den Besucher. Zuletzt meinte eine junge Dame sich während der Fahrt vom Sicherheitsgurt befreien zu können, damit die Selfies besser gelingen. Sie bezahlte ihr riskantes Verhalten mit ihrem Leben. Ob der Hersteller Wiegand in Zukunft Gurtschlossverriegelungen an den Schlitten anbaut ist noch offen.
Diese Entwicklung zeigt, dass das System der Alpine Coaster immer noch im Wandel, aber stets innovativ ist. Neben der attraktiven Lage in der Natur, sorgt die interaktiv regelbare Geschwindigkeit für Fahrspaß beim Gast.
Pictures Copyright: Wiegand