Neuheiten-Check: Green Lantern, Six Flags Great Adventure

Ganz so neu ist Green Lantern zwar nicht, aber um herauszufinden weshalb der B&M Stand-Up Coaster nach nur vier Jahren in den Six Flags Great Adventure Park übersiedelt wurde, sind wir nach New Jersey gereist um den Superhelden genauer unter die Lupe zu nehmen. Bereits vom Parkplatz aus ist der neue Stolz des Freizeitparks gut ersichtlich und imponiert mit seinem grünen Schienengeflecht, das den davor stehenden Flying Coaster Superman: First Flight knapp überragt und am Horizont mit dem 139 Meter hohen Top-Hat von Kingda Ka zu verschmelzen scheint. Aber auch die schon von der Weite vernehmbaren Freudenschreie heizen die eigene Vorfreude noch einmal gewaltig an.

Am Eingang von Green Lantern ist die Coaster-Welt noch in Ordnung

Bei ihrer Eröffnung im Frühjahr 1997 überbot die damals noch gelb lackierte und auf Chang getaufte Bahn alles da gewesene und sackte den Titel als längster, höchster und schnellster Stand-Up Coaster der Welt ein. Die drei Weltrekorde hielten zwar nur knapp 12 Monate, aber auch heute ist der über 1,2 Kilometer lange Stahlkoloss mit seine 5 Inversionen noch gleich beeindruckend wie anno dazumal. Auch ansonsten hat sich nicht viel verändert. Um die Bahn optisch an die Comic Vorlage und die vor kurzem in die Kinos gekommene Verfilmung anzupassen, wurde alles bis auf den Looping grün lackiert und der Eingang, sowie die Warteschlange neu thematisiert.

Ob hier jemand Spaß hat? Die Gesichter sagen Nein!

Erster ist mit seiner grünen Laterne und einen großen Papp Hal Jordan sogar recht stimmungsvoll gelungen. Aber auch die überdachte Warteschlange zeigt sich am Anfang von ihrer besten Seite. Auf bunten Tafeln wird die Hintergrundgeschichte des Superhelden und des intergalaktischen Green Lantern Corps erklärt und auch die Nachbildung von Jordan’s Kampfjet suggeriert, dass die Wartezeit von 60 Minuten wie im Flug vergehen wird. Was folgt ist die Hölle. Schon nach wenigen Metern endet die Überdachung und die Warteschlange schlängelt sich für die nächsten 45 Minuten über einen trostlosen Schotterplatz, ohne jeglichen Schatten.

Der über 1200 Meter lange Stand-Up Coaster sieht recht imposant aus!

Bei sonnigem Wetter und 35 Grad kann man bereits gut beobachten wie die Haut aller wartenden von Minute zu Minute eine ungesundere rote Farbe annimmt. Daran ändern auch die beiden liebevoll platzierten Rasensprenger mit ihrem Demonstranten Bekämpfungs-Wasserstrahl nichts. Obwohl dank der dadurch spontan ausgelösten Miss Wet T-Shirt Wahlen wenigstens etwas Stimmung unter den Anwesenden mit XY Chromosomen aufkommt. Die restliche Zeit über gibt es unter den Wartenden nur ein einziges Thema: Weshalb wurden bei allen Attraktionen im Park Wasser-Zersteuber aufgestellt, nur ausgerechnet hier nicht? Mit dem Verkauf von Leitungswasser könnte hier ein Vermögen gemacht werden.

Und wenn sie es noch so oft schreiben... Die Hände gehören in die Luft!

Allen die am Ende die überdachte Station erreichen steht die Freude und Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Das Einsteigen und Anschnallen verläuft dann auch recht zügig – Wenn auch das ungewöhnliche Rückhaltesystem unter Stand-Up Coaster Neuligen für etwas Verwirrung sorgt. Einsteigen, auf einem der Fahrradsattel ähnlichen Sitze platz nehmen und den Bügel von oben, bis zu den Schultern herunterziehen. Nach dem vertrauten Six Flags Operator-Ballet „Visual Scan… All Clear… Dispatch… Enjoy Your Ride!“ setzt sich der Zug dann auch schon in Bewegung und das Leid der Warteschlange gerät in Vergessenheit.

Das Layout von Green Lantern kann sich eigentlich sehen lassen

Auf den 47 Meter hohen Lifthill folgt ein Kurve und anschliessend eine 45° steile Abfahrt die direkt in einen 36 Meter hohen Looping mündet. Ab hier beginnen die schon vom Parkplatz aus vernommenen Schreie. Aber was im Freudentaumel zuvor noch wie Freudenschreie geklungen hat, lässt sich nun besser mit den Worten Entsetzen und Schmerzen umschreiben. Der eigene Schrei klingt nicht viel besser. Eine Erklärung findet sich in der Physik und der eigenen Körperhaltung. Variante 1: Der Körper ist durchgestreckt und das gesamte Körpergewicht liegt auf den Füssen. Klingt auf einem Stand-Up Coaster logisch, ist aber bei einer Belastung von mehreren g nicht gerade empfehlenswert.

Der Kampfjet ist das Highlight der Six Flags typischen Thematisierung

So sind es bei einem Körpergewicht von 70 kg zeitweise bis zu 350 kg die während der Fahrt auf die Waden drücken. Die damit verbundenen Schmerzen kann sich jeder ausmalen. Variante 2: Man entlastet die Waden und verlagert das Körpergewicht auf den kleinen Radsattel. Das nicht wenige auf diese Idee kommen erkennt man daran, dass sich die Schreie nach dem Looping noch nach einem ausgewogenen Verhältnis von männlichen und weiblichen Fahrgästen anhören, aber der prozentuelle Anteil der letzteren scheinbar von Sekunde zu Sekunde zunimmt. Männliche Fahrgäste die die Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, sollen also die Zähne zusammen beissen und zu Variante 1 zurück kehren.

Die Comics zu Green Lantern gibt es seit 1940

Was folgt ist eine Erfahrung die man sich auf vielen Achterbahnen der Welt wünschen würde. Die Fahrt dauert eine gefühlte Ewigkeit und will einfach nicht zu Ende gehen. Nur Schade, dass die meisten Fahrgäste zu sehr mit dem Verlagern ihres Körpergewichts beschäftigt sind um zu bemerken, dass der Streckenverlauf eigentlich durchaus gut gelungen ist und in sitzender Position verdammt viel Spaß machen könnte. Auserwählt hin oder her. Wenn es sich so anfühlt ein Superheld zu sein, lehnt der Autor dankend ab. Soll die Erde untergehen. Abgesehen davon, dass Peter Parkers Onkel Ben anscheinend immer falsch zitiert wurde und anstelle von „Aus großer Kraft folgt groß Verantwortung“ eigentlich „Aus großer Kraft folgen große Schmerzen“ meinte.

Zwei Achterbahnen: Hinten Hui, vorne Pfui!

Am Ende bleibt nur die Frage: Hat die Fahrt auf Green Lantern Spaß gemacht? Und da ist die Antwort ein klares NEIN! Wer noch nie mit einem Stand-Up Coaster gefahren ist, oder eh jeden Count mitnimmt, kann ruhig einsteigen und die unausweichlichen Gesetze der Physik am eigenen Leib erfahren. Alle anderen können die Bahn getrost links liegen lassen und zu Nitro oder El Toro weiter marschieren. Dort weiß man dann wieder, weshalb man sich in diese Giganten aus Stahl und Holz verliebt hat.

Green Lantern
Six Flags Great Adventure, USA