Vor ein paar Tagen haben wir bereits berichtet, dass der Holiday Park einen Wasserpark bauen will. Nur rund anderthalb Autostunden davon entfernt hat der Europa-Park dasselbe Ziel, doch während die Kollegen in Hassloch noch auf eine Einigung mit der Gemeinde hinarbeiten, muss sich der Europa-Park damit nicht mehr beschäftigen. Anfang März wurde der Bebauungsplan des 140-Millionen-Euro-Projekts, das vermutlich Rulantica heißen wird, vom lokalen Tourismuszweckverband abgesegnet – es ist die letzte große behördliche Stufe, die ein Bauprojekt dieser Art nehmen muss. Inzwischen haben auch erste Baumaßnahmen begonnen. Ein guter Anlass, einen Blick auf das Angebot an Wasserattraktionen und die Gestaltung der Anlage zu werfen, die sich immer mehr herauskristallisieren.
Vor einigen Wochen erschien erstmals ein genauer Plan des Wasserparks (siehe oben). Dieser soll aus einem Indoor- und einem Outdoorbereich bestehen. Der Indoorbereich hat in etwa die Form einer Muschel. Am zulaufenden Ende dieser Muschelform soll sich der Eingangsbereich des Gebäudes (B) befinden, auf der einen Seite daran anschließend der Umkleidebereich (A), auf der anderen Seite ein Restaurant (C). Der dahinter beginnende Indoorwasserbereich soll am anderen Ende mit einer Glasfront vom Outdoorbereich abgetrennt werden. Großes Interesse gilt natürlich den Attraktionen des Ruster Wasserparks. Spaß scheint in jedem Fall garantiert: Vom zentral liegenden Wellenbad, über einen Strömungs- und einen Wildwasserkanal, einen Surfsimulator, verschiedenartigen Pools und natürlich Rutschen, soll kaum ein Wunsch offen bleiben.
Welche Rutschen genau zum Angebot gehören werden, ist indes noch nicht vollständig bekannt. Lediglich die Shotgun-Falls (10), also Sprungschanzen-Rutschen – wahrscheinlich für die Parallelnutzung von 3 bis 4 Personen ausgelegt – sind konkret benannt. Auf der Karte des Wasserparks sind unter den Nummern 4 und 11 zwei Rutschtürme eingezeichnet. Hier offenbart sich auf den ersten Blick ein unübersichtliches Rutschengewirr – doch mit einem genauen Blick lassen sich einzelne mögliche Rutschentypen dennoch identifizieren.
Der Rutschenturm 1 (4) scheint einige Einzelrutschen zu beinhalten. Bei den beiden Rutschen, die mit weniger Deckkraft unten im Ausschnitt eingezeichnet sind, handelt es sich wohl um Rutschen mit einem Freifallstart; eine von ihnen kann aufgrund der Schleife im Layout als Loopingrutsche identifiziert werden. Bei den beiden anderen Rutschen könnte es sich um eine herkömmliche Röhrenrutsche und um eine etwas breitere, ovalförmige Reifenrutsche handeln. Beide könnten sich mit Spezialeffekten, z.B. dem Einsatz von Licht, Sound, Nebel und Wasservorhängen, von normalen Rutschen wie man sie aus Stadtbädern kennt, abtrennen.
Der Rutschenturm 2 (11) könnte im Gegensatz zum ersten Turm ganz im Zeichen der Mehrpersonenrutschen stehen, was zumindest die Zeichnungen vermuten lassen. Am auffälligsten ist hier ein einigermaßen rundes Rutschenelement (im rechten Bereich des Ausschnitts). Das deutet darauf hin, dass eine der Rutschen eine sogenannte Trichterrusche sein könnte. Verfolgt man das Layout dieser Rutsche weiter, könnte ein Element folgen, das in etwa dem Horseshoe in Achterbahnen ähnelt: Hierbei würden die Besucher zunächst eine Rampe hochrutschen, nur um dieselbe Rampe wieder herunterzufahren und die Fahrt in entgegengesetzter Richtung fortzusetzen. Ein weiteres erkennbares Rutschenelement, das zu einer anderen Rutsche des Turms 2 gehört, ähnelt einem Tropfen – oder einem Kegel. Die Vermutung liegt nahe, dass sich hierunter eine sogenannte Kegelrutsche verbirgt, also eine Reifenrutsche, die durch kegelförmige Elemente unterbrochen wird, die die Gäste hin und her schaukeln lassen. Hinter der dritten Rutsche Turms könnte sich eine Maxi-Reifenrutsche verbergen.
Nicht unwahrscheinlich werden alle diese Rutschen wohl von einem Hersteller geliefert werden. Doch wen hat der Europa-Park beauftragt? Wir möchten zwei Vermutungen anstellen. Zum einen der Hersteller wiegend.mälzer. Das Unternehmen mit Sitz in Starnberg in Oberbayern hat die vermutlich vorgesehenen Rutschentyp alle in seinem Angebot. Zudem spricht für WM, dass es sich um einen Unternehmen aus der (erweiterten) Region handelt, etwas, worauf die Macks auch in anderen Bereichen setzen. Eine andere Lösung würde der kanadische Hersteller ProSlide Technology sein, der gerade dabei ist, in Europa ein neues Büro zu eröffnen. Auch er hat alle Rutschen im Angebot, bietet aber auch die spezielle Kombination aus Trichter und Horseshoe – bei ProSlide als Wall bezeichnet – an, die wir auf dem Plan zu sehen meinen. Ob das ein Zeichen ist?
Diese angesprochene Rutschkombination feierte übrigens erst vor zwei Jahren ihre Premiere in Six Flags over Georgias Hurricane Harbor unter dem Name Tsunami Surge. Hier also ein Beispiel, wie innovativ die Rutschen im Ruster Wasserpark sein könnten.
Zum Abschluss noch eine kleine Information zur Gestaltung der Anlage: Das Artwork des Wasserpark-Hotels ist ja bereits vor einigen Wochen aufgetaucht (Bild siehe unten) und hatte einige spontan an die Hamburger Speicherstadt erinnert. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber wohl eher ein skandinavisches Thema, denn inzwischen ist offiziell, das der Park auf diese Weise thematisiert werden soll. Mit dieser „nordländischen“ Richtung, will man sich wohl von anderen Angeboten dieser Art abheben.
Fazit: Schon aus der Auswahl der Attraktionen ist klar zu erkennen, dass der Europa-Park eine etwas andere Strategie verfolgt, als der Holiday Park. Während die Variante in Haßloch eine Doppelfunktion als Schwimmbad und als Erlebnisbad erfüllen muss, konzentriert sich der Europa-Park klar auf das Erlebnisbad: Eine reines Schwimmbecken sucht man so vergeblich auf dem Plan. Mit dem Angebot an Rutschen, Kanälen, Pools und anderen Wasserattraktionen hat der Wasserpark des Europa-Parks das Potential sich in die Reihe anderer großer deutscher Wasserparks einzugliedern – besonders wenn man bedenkt, dass Erweiterungen des Parks in der Zukunft durchaus mit einkalkuliert werden.
Bilder Copyright: Europa-Park/Mack Media und Badische Zeitung.
Artikel unter Mitarbeit von Eric Christopher Straube entstanden.