Freizeitparks Themenmonat

Vom Baumtransport zur Attraktion – die Geschichte des Log Flumes

verfasst von Mathias

Zwei Boote, fünf Männer und ein langer, hölzerner Wasserkanal: Das sind die Zutaten für eine der abenteuerlichsten und zugleich lebensmüdesten Fahrten, die man sich nur vorstellen kann – doch vor 140 Jahren, im Jahr 1875 kamen sie in einem spektakulären Ereignis zusammen! Der Journalist H. J. Ramsdell vom New York Tribune war eigentlich nur nach Viriginia City im Bundesstaat Nevada gekommen, um sich dort eine innovative neue Methode zum Abtransport von gefällten Bäumen aus den Bergen anzusehen.

Zu dieser Zeit war der Bedarf von Holz in der Region sprunghaft angestiegen, denn immer mehr Silberminen wurden dort gebaut und dafür wurde natürlich Holz benötigt. Neue Holzabbaustellen entstanden, auch in den Bergen. Doch es kam kaum infrage, aufwendig Straßen anzulegen, um dann mit Pferdekutschen das Holz ins Tal zu bringen – das war viel zu aufwendig und auch zu teuer. Die Idee entstand, die Stämme in einen hölzernen Kanal zu werfen und einfach mit Hilfe von Wasser nach unten zu treiben. Speziell mit der neueren und gegenüber einer U-Form effizienteren V-Form konnten so an einem Tag rund 150 Kilometer Holzstämme transportiert werden.

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden diese Wasserkanäle für in den Bergen gefällte Baumstämme immer verbreiteter.

Während der Journalist Ramsdell aber wohl an eine Begutachtung der Kanäle aus sicherer Entfernung gedacht hatte, waren seine Gastgeber bei der Anlage wohl anderer Ansicht: Um die Zeit für den ansonsten zeitfressenden Abgang vom Berg zu sparen – und dem Besucher zugleich einen tiefer gehenden Eindruck von der Funktionsweise des Kanals zu verschaffen, schlugen sie vor, die Strecke mit einem Boot hinabzufahren. Und aus unempfindlichen Gründen stimmte Ramsdell sogar zu – und so begann die abstruse Fahrt, ohne jegliche Absicherung und jede Möglichkeit, abzubremsen oder vor dem Ende auszusteigen. In im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Geschwindigkeit ging es bergab, dabei gingen zwei Mal Männer über Bord – und am Ende sind sich alle einig, so etwas nie wieder zu probieren.

In solchen Booten traten Ramsdell und seine vier Begleiter die lebensgefährliche Fahrt an.

In solchen Booten traten Ramsdell und seine vier Begleiter die lebensgefährliche Fahrt an.

Doch das, was im 19. Jahrhundert für alle Beteiligten noch höchst lebensgefährlich war, wurde im 20. Jahrhundert für Millionen von Menschen zum Freizeitspaß: Die Rede ist natürlich vom Log Flume, der in den 1960er-Jahren durch die legendäre Firma Arrow entwickelt wurde und genau auf dieser Tradition der Wasserkanäle basiert. Log Flume bedeutet schließlich ja wörtlich übersetzt auch nichts anderes als „Holz(stück)-Kanal“. Besonders gut ist dieser Zusammenhang an der Gestaltung der Boote als Baumstämme zu erkennen. Genau wie in den Anfangsjahren mit dem ersten Log Flume El Aserradero in Six Flags Over Texas (1963) oder dem grandios thematisierten Timber Mountain Log Flume (1968) in Knott’s Berry Farm, ist das auch bei heutigen Anlagen immer wieder gut zu beobachten.

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Ganz an die Holzwirtschaft angelehnt, erinnert der bekannte Log Flume in Knott’s Berry Farm an die Ursprünge der Log-Flume-Idee.

Für die Entwicklung setzte sich Arrow vor allen Dingen intensiv mit den Kräften eines Wasserstroms auseinander. Schon lange zuvor gab es Wasserfahrattraktion, doch diese „Shoot the Flumes“ erinnerten eher an Wasserrutschen, als an echte Bahnen mit Fahrlayout. Ganz ähnlich wie die Baumstammkanäle des 19. Jahrhunderts den Abtransport von Holz aus Bergregionen verbesserten, hievte auch der Log Flume des 20. Jahrhunderts Wasserfahrattraktionen auf ein neues Niveau und ist auch heute noch eine der populärsten Freizeitparkattraktionen überhaupt.

Das sieht man auch an zwei noch relativ frischen Attraktionen: Chiapas im Phantasialand eröffnete vor etwa mehr als einem Jahr und erhielt in unserem Neuheitencheck 5 von 5 Sternen, und im österreichischem Erlebnispark Straßwalchen steht in wenigen Wochen Mami Wata bereit, ein Log Flume und zugleich die teuerste Attraktion der bisherigen Parkgeschichte. Erst vor kurzem haben dort die Testfahrten begonnen.

Bild Copyright: Orange County Archives (Nr. 3)

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Mathias